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Familie:

Libellulidae

Segellibellen

Gattung:

Sympetrum

Heidelibellen

DE:

Gemeine Heidelibelle

EN:

Moustached Darter

Vagrant Darter

FR:

Sympétrum vulgaire

IT:

Simpetro volgare

Cardinale boreale

Wissenswertes

Sympetrum vulgatum ist eine der häufigen und vor allem weit verbreitetsten Heidelibellen in der Schweiz. Sie ist im Sommer und Herbst regelmässig zu beobachten, wird aber an den einzelnen Gewässern in der Anzahl meistens von den anderen häufigen Heidelibellen wie Sympetrum striolatum, Sympetrum sanguineum und lokal auch Sympetrum depressiusculum übertroffen. Ihr optisches Erscheinungsbild liegt zwischen jenem von Sympetrum striolatum und Sympetrum sanguineum, was ihre Entdeckung und Bestimmung erschwert.


Merkmale

  • Gesamtlänge: 35-40 mm

Eher grosse Heidelibelle. Beine schwarz-gelb/braunrot längs gestreift. Schwarzer Quer-Balken an Stirnbasis den Augen entlang herablaufend (Schnurrbart). Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt.

Männchen

Abdomen rot (dunkler als Sympetrum striolatum, heller als Sympetrum sanguineum) und leicht keulenförmig. Thoraxseiten fast einfarbig braun mit deutlichen schwarzen Linien, aber ohne deutliche gelbe Bänder.

Weibchen

Abdomen gelb (Oberseite im Alter häufig auch rötlich) mit je einem schwarzen Längsstrich auf den Seiten jedes Segments. Thoraxseiten gelb, im Alter ebenfalls einheitlich braun. Legescheide deutlich und rechtwinklig abstehend.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Weibchen, blasser.

Belegfoto

M: Sicht auf Gesicht (Stirn muss sichtbar sein), Thoraxseiten und Beine.
W: Sicht auf Gesicht (Stirn muss sichtbar sein), Thoraxseiten und Beine. Legescheide!


Verbreitung

In Mittel- und Nordosteuropa ist Sympetrum vulgatum weit verbreitet, in Westeuropa gibt es nur verstreute Vorkommen. Das Hauptareal reicht im Norden bis Südskandinavien, im Süden bis Südfrankreich, Norditalien und zum Balkan.

In der Schweiz gibt es Nachweise aus allen Landesteilen. In den Alpen kommt sie jedoch nur in den tief gelegenen grossen Tälern vor. Die meisten Vorkommen liegen zwischen 300 und 600 m. Der höchste Fortpflanzungsort liegt im Unterengadin auf 1400 m, damit entwickelt sie sich noch deutlich höher als Sympetrum striolatum, wandert aber weniger hoch. Wandernde Tiere wurden bis 2000 m beobachtet.

Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramm © info fauna

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Anfang Juli bis Ende August (erste Tiere schlüpfen bereits im Juni)
Flugzeit: Mitte Juli bis Anfang Oktober (selten bis November).

Diagramm © info fauna

Lebensraum

Sympetrum vulgatum besiedelt ein breites Spektrum an verschieden grossen, eher nährstoffreichen Stillgewässern mit strukturreicher Röhrichtvegetation. Bevorzugt werden Gewässer mit ganzjähriger Wasserführung, guter Besonnung und geeignetem angrenzenden Landhabitat (Wiesen, offene Moorflächen). Ihre Entwicklungsgewässer sind im Durchschnitt etwas kühler als jene von Sympetrum striolatum. An grossen Gewässern hält sich die Art in flachen Bereichen mit gut ausgebildeter Verlandungsvegetation auf.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringen die frisch geschlüpften Tiere oft weitab vom Entwicklungsgewässer. Auch adulte Tiere jagen oft abseits der Gewässer. Bei Hitze jagen sie von erhöhten Sitzwarten, bei Kälte vom Boden aus. Im Herbst oder bei Kälte sonnen sich die Tiere gerne auf Holzflächen, Steinen oder Kiesflächen. Die Männchen können dabei auch einen reversiblen Farbwechsel vollziehen und bekommen eine schwarz-rote Farbe.

Bei der Paarung ergreifen die Männchen sitzende Weibchen. Tandems und Paarungsräder sind manchmal auch abseits des Gewässers zu beobachten.

Die Eiablage erfolgt zuerst im Tandem in Ufernähe. Häufig bilden sich dabei Gruppen eierlegender Tandems. Das Paar fliegt dabei im Wippflug über die Wasserfläche und das Weibchen streift die Eier über seichten Stellen mit emerser Vegetation am Wasser ab. Die Eier werden niemals über trockenem Boden abgeworfen. Manchmal fährt das Weibchen auch alleine mit der Eiablage fort.

Als Schlupfsubstrat werden senkrechte Pflanzenteile im Wasser oder am Ufer benutzt. Der Schlupf findet durchschnittlich früher statt als bei Sympetrum striolatum, meistens zwischen 8-10 Uhr morgens. Dadurch wird sie in den gängigen Erhebungszeiten nur selten schlüpfend beobachtet.

Lebensweise Larven

Den ersten Winter nach der Eiablage verbringen alle Individuen im Eistadium. Austrocknen und Durchfrieren des Gewässers überstehen sie gut. Im folgenden Frühjahr schlüpfen die Larven aus dem Ei. Sie halten sich auf dem Grund oder zwischen Teilen von Wasserpflanzen auf und können mit Fischen zusammenleben. Die meisten Larven schlüpfen noch im selben Jahr zur Imago, einige entwickeln sich langsamer und überwintern nochmals im Larvenstadium.


Gefährdung & Schutz

In der Schweiz und in Europa ist Sympetrum vulgatum nicht gefährdet (LC). Populationen können jedoch durch Grabenräumungen, Verfüllen von Kleingewässern (und Abbaugewässern), ausbleibende Pflege und hohen Fischbesatz mit häufiger Entkrautung beeinträchtigt werden.

Mit der Pflege vorhandener Entwicklungsgewässer sowie Neuanlage von Weihern mit Flachufern kann die Art gefördert werden. Zudem profitiert sie von der Erhaltung und Pflege von Torfstichen sowie vom Aufstau von Flachmoorgräben und einem räumlich und zeitlich gestaffelten Räumungskonzept.

 
Status Schweiz
  • Rote Liste CH:
    LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität:
    Keine
  • NHV:
    -
Artenschutzblatt
  • DE:

    Keine

  • FR:

    aucun

  • IT:

    nessuno


Ähnliche Arten

Sympetrum vulgatum kann mit allen anderen Heidelibellen verwechselt werden, da bei diesen die Männchen ebenfalls rot (ausser bei Sympetrum danae) und die Weibchen gelb gefärbt sind. Die ähnlichste und ebenfalls sehr häufige Art ist Sympetrum striolatum. Durch ihr leicht keulenförmiges Abdomen erinnert sie aber besonders aus Distanz genauso stark an Sympetrum sanguineum. Ebenso sind beide Geschlechter der Feuerlibelle rot, bzw. gelb gefärbt und Weibchen können mit den ebenfalls gelb gefärbten Weibchen von Orthetrum coerulescens und Orthetrum brunneum verwechselt werden.

Sympetrum striolatum – Grosse Heidelibelle
Schwarzer Quer-Balken an Stirnbasis endet an den Augen (gerader Strich).
M: Abdomen nicht keulenförmig. Thoraxseiten meist mit zwei breiten gelben Bändern.
W: Legescheide wenig sichtbar und schief abstehend.

Sympetrum sanguineum – Blutrote Heidelibelle
Beine schwarz. Mit gelben Flecken an den Flügelbasen.
M: Abdomen intensiver rot und noch ausgeprägter keulenförmig.
W: Ohne sichtbar abstehende Legescheide.

Sympetrum meridionale – Südliche Heidelibelle
Thoraxseiten mit wenig schwarz, nur dünne Linien entlang der Nähte und zwei charakteristische Punkte, schwarzer Strich an Stirnbasis sehr schmal.

Sympetrum fonscolombii, Sympetrum flaveolum – Frühe, Gefleckte Heidelibelle
Grosser, gelber Fleck an Hinterflügelbasis.

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle
W: Beine und Pterostigmen schwarz. Thoraxseiten mit breitem schwarzem Band und drei gelben kleinen Flecken.

Sympetrum depressiusculum – Sumpf-Heidelibelle
Beine schwarz. S4-S8 seitlich mit paarweisen schwarzen Keilflecken.
M: Abdomen abgeflacht und verbreitert.

Orthetrum brunneum, Orthetrum coerulescens – Südlicher, Kleiner Blaupfeil
W: Augen blau-grau, Abdomen mit schwarzem Mittelstrich und kleinen Querbalken/beidseitigen Punkten.

Crocothemis erythraea – Feuerlibelle
Abdomen abgeflacht und verbreitert. Augenunterrand blau.
M: Körper und Beine komplett leuchtend rot.
W: Weisser Streifen auf Thoraxoberseite zwischen Flügelbasen. Beine komplett gelb-braun.