Lebensräume

Beim Schutz und der Förderung unserer einheimischen Libellen stehen die Lebensräume im Vordergrund. Im Pro Natura-Leitfaden "Libellen schützen, Libellen fördern" (Wildermuth & Küry 2009) wird das Thema ausführlich behandelt. Hier werden die wichtigsten Punkte aus dem Leitfaden zusammengefasst. Unter den Lebenraumprofilen wird auf typische Libellenarten vom jeweiligen Lebensraum verwiesen, verschiedene Schutz- und Fördermassnahmen angegeben sowie mit einer Bildergalerie ergänzt. Die angegebenen Seitenzahlen verweisen auf die entsprechenden Kapitel im Leitfaden. Der komplette Leitfaden kann als PDF unter SAGLS-Broschüre heruntergeladen oder über Pro Natura bestellt werden.

Die Bildergalerien bei den Lebensraumprofilen sollen laufend erweitert werden. Von besonderem Interesse sind kleinere Dokumentationen von erfolgreichen Schutzprojekten oder Pflegeeingriffen. Entsprechende Bilder mit einer kurzen Beschreibung der Massnahmen und deren Auswirkungen nehmen wir gerne entgegen. Durch eine solche öffentliche Dokumentation sollen gute Ideen und Projekte hier Schule machen!

 

Lebensraumprofile

 

Allgemeines

Wichtige Strukturen für die Entwicklung der Larven

Entscheidend für das Vorkommen von Libellen sind die Gewässer, in denen sich die Larven entwickeln. Dafür benötigen sie folgende Gewässerstrukturen:

  • Feinsedimente am Gewässergrund (Schlamm, Sand, Kies)
  • Zerfallene, abgestorbene Pflanzenteile (Detritus)
  • Wurzelgeflechte
  • Vollständig oder teilweise untergetauchte, lebende (feingliedrige) Wasserpflanzen
  • Strömungsberuhigte Stellen an Fliessgewässern
  • Becken und Rinnsale an Quellen
  • Torfschlamm, schwimmende Moospolster (Moorgewässer, alpine Gewässer)

Wichtige Strukturen für Imagines an den Fortpflanzungsgewässern

  • Eiablagesubstrate: meist emerse oder submerse Vegetation, Schwimmblattvegetation, abgestorbene Pflanzenteile, aber auch freie Wasseroberfläche
  • Sitzwarten: emerse oder am Ufer stehende abgestorbene oder lebende Pflanzen
  • Schlupfsubstrate: häufig emerse Pflanzen oder Uferpflanzen, auch andere Strukturen
  • Böschungsvegetation
  • Vegetation in der näheren Umgebung

Auch die Landlebensräume, in denen die Imagines den grössten Teil ihres Lebens zur Reifung, Jagd und Ruhe verbringen, spielen eine wichtige Rolle (siehe Kap. 10 *).

Häufigste Gefährdungen von Libellen-Entwicklungsgewässern

  • Zerstörung oder bauliche Beeinträchtigung der Gewässer
  • Verwachsen und Verlanden von Gewässern, Verbuschung und Beschattung
  • Intensive Beweidung, intensiver Unterhalt
  • Veränderungen im Wasserhaushalt
  • Freizeitnutzung (Badebetrieb, Wintertourismus, Bootsbetrieb)
  • Eutrophierung
  • Fische (Fischbesatz)

Pflegekonzepte und wichtigste Massnahmen

  • Pflegeeingriffe räumlich und zeitlich staffeln, nie ganzflächig eingreifen
  • Pflege nach dem Rotationsprinzip (bei mehreren beieinander liegenden Gewässern): z. B. Kleingewässer eins nach dem anderen bei Verlandung öffnen damit stets ein Mosaik an verschiedenen Verlandungsstadien besteht
  • Renaturierung und Neuanlage von Entwicklungsgewässern
  • Mahd und Entbuschung
  • Regulierung/Einschränkung der Freizeitnutzung und der Beweidung
  • Nährstoffeinfluss reduzieren
  • Kein Fischbesatz, insbesondere in natürlicherweise fischfreien Gewässern

* Pro Natura-Leitfaden "Libellen schützen, Libellen fördern" (Wildermuth & Küry 2009).