• Familie: Libellulidae – Segellibellen
  • Gattung: Leucorrhinia – Moosjungfern
  • Art: Leucorrhinia albifrons (Burmeister, 1839)
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  • DE: Östliche Moosjungfer
  • FR: Leucorrhine à front blanc
  • IT: Leucorrhinia a fronte bianco
  • EN: Dark Whiteface, Eastern White-faced Darter

Wissenswertes

Der deutsche Name Östliche Moosjungfer bezieht sich auf den gesamteuropäischen Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten Europas. In der Schweiz befinden sich die wenigen Reliktpopulationen ausschliesslich in den westlichen Landesteilen. Dagegen ist die sehr ähnliche Schwesterart Leucorrhinia caudalis bei uns nur im Osten ansässig. Im Gegensatz zu dieser hält sich Leucorrhinia albifrons eher in der Ufervegetation auf und sitzt selten auf Schwimmblattvegetation. In der Schweiz ist Leucorrhinia albifrons sehr selten. Beobachtungen sollten unbedingt fotografisch dokumentiert und gemeldet werden.

Leualb10 M SK01
Leualb11 M SK02
Leualb12 M SK03
Leualb20 W CB01
Leualb21 W CB02
Leualb30 P SK01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 33-39 mm

Insgesamt die düsterste aller Moosjungfern. Körper schlank, Hinterleib zylindrisch, nicht keulenförmig. Weisses Gesicht, schwarze Flecken an Hinterflügelbasis (Gattungsmerkmale), kurze schwarze Pterostigmen mit weissen Aussenrändern, weisse Hinterleibsanhänge. Labium schwarz mit weissen Flecken. Männchen und Weibchen sind sehr unterschiedlich gefärbt.

Männchen

Hinterleib dunkelgrau, mit heller Bereifung an Basis (am stärksten auf S3-S4). Augen dunkel braun-blau-grünlich.

Weibchen

Hinterleib schwarz mit kleinen gelben Flecken auf S2-S6. Augen braun.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Weibchen. Augen rötlich.

Belegfoto

M: Sicht auf Abdomen, Flügelmal und Hinterleibsanhänge.
W: Sicht auf Abdomen, Flügelmal (ev. zusätzlich Gesicht mit Labium).

 

Verbreitung

Ihr europäisches Hauptverbreitungsgebiet liegt im Nordosten Europas. In West- und Mitteleuropa ist die Art sehr selten und die Populationen sind isoliert.

Leucorrhinia albifrons war in der Schweiz immer selten. Die Populationen liegen am Südrand des Verbreitungsgebiets. Heute gibt es nur noch Vorkommen im Pfynwald bei Sierre, eines in der Orbe-Ebene (ehemalige Torfstiche) und eines in mehreren neu angelegten Weihern und Altarmen entlang der Rhone unterhalb von Genf. Zudem wurde ein Einzeltier im Berner Seeland beobachtet (2009). Die bekannten Standorte liegen alle unterhalb von 600 m.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Mitte Mai bis Anfang Juli
Flugzeit: Ende Mai bis Anfang August (Höhepunkt: Juni)

Lebensraum

Meist natürliche, stehende oder langsam fliessende, nährstoffärmere Gewässer mit Grundwasserdurchfluss oder -aufstössen sowie klarem, oft saurem Wasser. Häufig mit Schwimmblatt- oder Submersvegetation: Altarme, neu angelegte Weiher entlang grosser Wasserläufe, ehemalige Torfabbaustellen sowie Weiher in ehemaligen Sandgruben.

Lebensweise Imagines

Während der Reifungszeit befinden sich die Tiere in ufernaher Vegetation. Obwohl die Besiedlung neuer Standorte selten vorkommt, werden Tiere vor allem in der Reifezeit manchmal an weit entfernten Gewässern aufgefunden.

Geschlechtsreife Männchen sitzen meist auf Uferpflanzen und Büschen oder Halmen von Schilf und Binsen, wobei sie ihr Territorium gegen Eindringlinge verteidigen. Meist jagen sie in der Nähe des Gewässers oder über offenem Wasser und entfernen sich nie weit davon. Die Paarung wird im Flug eingeleitet und in der Vegetation oder am Boden beendet.

Die Eiablage findet ohne Begleitung im Flug statt. Dabei werden die Eier an Stellen mit Pflanzenteilen ins Wasser getupft.

Schlupfsubstrate befinden sich in der Ufervegetation.

Lebensweise Larven

Leucorrhinia albifrons überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung dauert vermutlich 2 Jahre. Larven halten sich zwischen Sprossen und Wurzeln submerser Vegetation oder am Gewässergrund auf.

 

Gefährdung und Schutz

In der Schweiz, am südwestlichen Rand ihres Verbreitungsgebiets, ist Leucorrhinia albifrons vom Aussterben bedroht (CR) und hat höchste nationale Priorität. Die Schweizer Populationen sind hauptsächlich durch Eutrophierung und erhöhten Fischbesatz gefährdet. Hinzu kommen Verlandungsprozesse der Entwicklungsgewässer, Veränderung der Wasserqualität, Nutzungs- und Erholungsdruck sowie Klimaerwärmung. In ihrem Hauptverbreitungsgebiet (Ostsee-Gebiet) ist die Art nicht gefährdet.

Wichtigste Schutz- und Fördermassnahmen sind das Einrichten von Pufferzonen, gelegentliches Auslichten der Ufervegetation, Einschränkung des Fischbesatzes und der Erholungsnutzung sowie Erhalt des Wasserregimes (kein Zufluss von Fremdgewässern, keine Oberflächenwasserentnahme) besiedelter Gewässer.

Zum Artenschutzblatt

  • Rote Liste: CR - Vom Aussterben bedroht
  • Nationale Priorität: 1 - Sehr hohe Priorität
  • NHV: Geschützt

 

Ähnliche Arten

Am ähnlichsten ist Leucorrhinia caudalis, welche in der Schweiz momentan aber nicht im gleichen Gebiet vorkommt. Bei den übrigen Moosjungfern müssen vor allem die Weibchen vorsichtig voneinander abgegrenzt werden. Auch Orthetrum albistylum kommt als Verwechslungsart in Frage und Männchen von Sympetrum danae können auf den ersten Blick leicht für Weibchen der Gattung Leucorrhinia gehalten werden.

Leucorrhinia caudalis – Zierliche Moosjungfer
Ebenfalls mit weissem Gesicht und schwarzen Flecken an Hinterflügelbasis (Gattunsmerkmale) sowie weissen Hinterleibsanhängen.
M: Hinterleib ebenfalls blau bereift, aber keulenförmig. Oberseite der Flügelmale weiss, Labium ohne weissen Flecken, Bereifung ausgedehnter (bis S5).
W: Hinterleib keulenförmig (nicht so stark wie beim Männchen), Labium ohne weisse Flecken, gelbe Flecken auf S2-S6 stärker ausgedehnt.

Leucorrhinia dubia, Leucorrhinia pectoralis, Leucorrhinia rubicunda – Kleine, Grosse, Nordische Moosjungfer
Ebenfalls mit weissem Gesicht und schwarzen Flecken an Hinterflügelbasis (Gattungsmerkmale). Hinterleibsanhänge schwarz, Labium ohne weisse Flecken.
M: Hinterleib schwarz mit roten Flecken und ohne helle Bereifung.
W: Hinterleib ebenfalls schwarz mit gelben Flecken. Diese sind aber deutlicher und reichen bis S7.

Orthetrum albistylum – Östlicher Blaupfeil
Ebenfalls mit weissem Gesicht und weissen Hinterleibsanhängen. Grösser (45-50 mm). Hinterflügelbasis ohne schwarze Flecken.
M: S3-S7 hellblau bereift (nicht nur S3-S4/S5). Thoraxseiten mit hellen Längsstreifen, Thoraxoberseite mit Band zwischen Flügelbasen.
W: Abdomen gelb mit schwarzer Zeichnung. S10 und Hinterleibsanhänge weiss.

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle
M: Etwas kleiner, aber von ähnlicher Statur. Wie Weibchen von Leucorrhinia albistylum mit schwarzer Grundfarbe und gelblicher Zeichnung. Gelbe Flecken aber nur diffus auf S2-S3 und S7-S8. Hinterflügelbasis ohne schwarz, Gesicht gelblich (nicht weiss). Thoraxseiten auffälliger gelb, mit typischen drei gelben Punkten. Ohne weisse Hinterleibsanhänge.