• Familie: Coenagrionidae – Schlanklibellen
  • Gattung: Coenagrion – Azurjungfern
  • Art: Coenagrion lunulatum (Charpentier, 1840)
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  • DE: Mond-Azurjungfer
  • FR: Agrion à lunules
  • IT: Agrion a lunule
  • EN: Crescent Bluet, Irish Damselfly

Wissenswertes

Coenagrion lunulatum wurde in der Schweiz 1989 zum letzten Mal nachgewiesen, ihr Verbleiben ist ungewiss. Sie gleicht Coenagrion hastulatum (Speer-Azurjungfer), mit der sie auch oft zusammen vorkommt. Eine blau-schwarze Azurjungfer mit unterseits grünen Augen kann sowohl Coenagrion lunulatum als auch Coenagrion hastulatum sein. Da Coenagrion lunulatum mit ihrer kurzen Flugzeit im Frühling unter Coenagrion hastulatum sehr unauffällig sein kann, ist ein verstecktes Überleben einer Schweizer Population nicht ganz ausgeschlossen. Es ist aber anzunehmen, dass sie als nordöstliche Art durch klimatische Veränderungen weiter in den Norden zurückgedrängt wurde. Sollte sie in der Schweiz verschwunden sein, ist nicht mit einer baldigen Neubesiedlung zu rechnen.

Coelun10 M CB
Coelun11 M CB
Coelun20 W CB
Coelun21 W CB
Coelun40 J CB

 

Merkmale

Gesamtlänge: 30-33 mm

Mittelgrosse und robuste Azurjungfer. Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark und haben keine gut sichtbaren gemeinsamen Merkmale.

Männchen

Hinterleib blau-schwarz mit hohem Schwarzanteil (S3-S4 > 3/4 schwarz, S6 fast komplett schwarz) und blauem Schlusslicht. Unterseite des Körpers oft grünlich angehaucht, auch Augen- und Gesichtsunterseite grün, Zeichnung auf S2 mit Mondsichel und zwei Seitenstrichen (Achtung: variabel), Postokularflecken nicht durch blaue Linie verbunden.

Weibchen

Grundfarbe grünlich/bräunlich und schwarz, Hinterleib-Oberseite fast durchgehend schwarz mit typischen hellen (blau/grünlich/hellbraun) Seitenflecken an der Basis von S8, Pronotum-Hinterrand mit deutlichem Zapfen.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Adulte, Farben blass.

Belegfoto

Die Art ist seit bald 30 Jahren nicht mehr in der Schweiz gesehen worden. Aktuelle Nachweise müssten sehr detailliert fotografisch belegt werden!
M: Sicht auf Abdomen-Oberseite, S2 und nach Möglichkeit Postokularflecken gut sichtbar! / Seitenansicht (Augen).
W: Sicht auf Abdomen-Oberseite, S8 und nach Möglichkeit auch Pronotum gut sichtbar! / Seitenansicht.

 

Verbreitung

Gesamteuropäisch hat Coenagrion lunulatum einen nordöstlichen Verbreitungsschwerpunkt, in Südwesteuropa gibt es nur einzelne, isolierte Vorkommen.

In der Schweiz ist die Art vermutlich ausgestorben. Der letzte Nachweis aus Thayngen (SH) stammt aus dem Jahr 1989. Ältere Beobachtungen gibt es aus dem 19. Jahrhundert aus Bern und Bätwyl (bei Burgdorf, BE).

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Ende April bis Anfang Mai, sehr kurze Emergenz im Frühling.
Flugzeit: Anfang Mai bis Mitte Juli, typische Frühlingsart.

Lebensraum

Coenagrion lunulatum besiedelt meso- und eutrophe Stillgewässer mit emerser Vegetation. Oft sind es Kleingewässer eiszeitlichen Ursprungs, Torfstiche, Tongruben oder Heideweiher mit guter Besonnung, lockeren Röhrichten und teilweise Tauchblattpflanzen. Oft teilt sie sich den Lebensraum mit Coenagrion hastulatum.

Lebensweise Imagines

Coenagrion lunulatum hat ein geringes Ausbreitungsvermögen und wandert nur bei hoher Dichte ab.

Die Männchen sitzen oft am wasserseitigen Rand des Röhrichtgürtels oder auf einzelnen aus dem Wasser ragenden Röhrichtpflanzen. Weibchen kommen nur zur Eiablage ans Gewässer. Die Paarung findet häufig auch landeinwärts statt.

Die Eiablage findet im Tandem und fast ausschliesslich unter Wasser statt. Auch das Männchen taucht mit ab. Ein Tauchgang kann bis zu 75 min dauern.

Die Art schlüpft an senkrechten Stängeln an besonnten, windgeschützten Uferbereichen dicht über der Wasserfläche (ca. in 10 cm Höhe).

Lebensweise Larven

Coenagrion lunulatum überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung dauert vermutlich ein Jahr.

 

Gefährdung und Schutz

In Europa ist Coenagrion lunulatum nicht gefährdet. In der Schweiz ist sie regional ausgestorben (RE).

In Mitteleuropa gelten folgende Faktoren als Gefährdungsursachen: Nährstoffeintrag, Klimaveränderungen sowie Verlandung und anthropogene Nutzungen (Fischbesatz, landwirtschaftliche Nutzung, etc.).

Mögliche Schutzmassnahmen: Wo Coenagrion lunulatum vorkommt, sollen Pufferzonen eingerichtet, neue Gewässer auf nährstoffarmem Boden angelegt sowie Gewässer in frühen Sukzessionsstadien gefördert werden.

  • Rote Liste: RE - Regional ausgestorben
  • Nationale Priorität: 3 - Mittlere Priorität
  • NHV: Geschützt

 

Ähnliche Arten

Die grösste Verwechslungsgefahr besteht mit Coenagrion hastulatum, mit der sie sich auch oft den Lebensraum teilt.

Coenagrion hastulatum – Speer-Azurjungfer
Im selben Habitat meist zahlreicher und mit längerer Flugzeit.
M: Augen- und Gesichtsunterseite ebenfalls grün. Schwarz-Anteil auf S3-S4 weniger ausgedehnt (< 1/2 des Segments), S2 mit stumpfer schwarzer Speerspitze (Pilz) und zwei Seitenstrichen (unter Umständen sehr ähnlich wie Coenagrion lunulatum), schwarze Speerspitze auf S3, S6 nicht komplett schwarz. Postokularflecken durch blaue Linie verbunden.
W: Oberseits fast durchgehend schwarz, ohne helle Basis von S8. Pronotum-Hinterrand mit breitem V-förmigem Rand ohne deutlichem Zapfen.

Coenagrion spp., Enallagma cyathigerum und Erythromma lindenii – Azurjungfern, Gemeine Becherjungfer und Pokaljungfer
M: Augen- und Gesichtsunterseite blau (nicht grün), schwarze Zeichnung auf S2 nie mit zwei abgetrennten Seitenstrichen.
W: Abdomen-Oberseite entweder komplett schwarz oder nicht nur auf S8 mit blau. Pronotum-Hinterrand nicht Zapfen-förmig.