• Familie: Aeshnidae – Edellibellen
  • Gattung: Brachytron – Schilfjäger
  • Art: Brachytron pratense (Müller, 1764)
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  • DE: Früher Schilfjäger, Schilfjäger, Kleine Mosaikjungfer
  • FR: Aeschne printanière
  • IT: Aeshna primaverile, Drogone peloso
  • EN: Hairy Hawker, Hairy Dragonfly

Wissenswertes

Brachytron pratense ist eine der ersten Libellen im Frühling und die früheste Edellibelle im Jahr. Häufig sieht man sie entlang oder im Röhricht jagend. Durch den frühen Schlupf und die kurze Flugzeit ist Brachytron pratense mit groben Erfassungsmethoden leicht zu übersehen.

BraPra10 M CB
BraPra11 M DK
BraPra12 M CK01
BraPra13 M BK01
BraPra14 M CB
BraPra20 W CB
BraPra21 W DK01
BraPra22 W CK01
BraPra50 E VS01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 54-63 mm

Körper klein und gedrungen mit auffällig kurzem und zylindrischen (nicht taillierten) Hinterleib. Thorax und oberes Abdomen auffällig dicht behaart. Thorax grün, mit zwei durchgehenden schwarzen Seitenlinien. Oberseite von S1 mit zentralem meist gelbem Punkt (teils auch grünlich oder bläulich). Pterostigmen lang und dünn. Obere Hinterleibsanhänge lang (mindestens so lang wie S9-S10).

Männchen

Abdomen schwarz mit eher kleinen, mosaikartigen blauen Flecken. Antehumeralstreifen lang und grün. Augen blau. Abdomen nicht tailliert und Hinterflügel an der Basis abgerundet (kommt sonst nur bei weiblichen Aeshnidae vor).

Weibchen

Abdomen schwarz mit kleinen, mosaikartigen gelben Flecken auf der Oberseite und ausgedehnten grünlichen Feldern auf Abdomenseite. Antehumeralstreifen auf zwei gelbe Punkte reduziert. Augen kastanienbraun.

Jungtiere

Selbst frisch geschlüpfte und noch gänzlich farblose Tiere können auf Grund struktureller Merkmale wie dem kurzen Hinterleib, den langen Hinterleibsanhängen und den langen dünnen Pterostigmen bestimmt werden.

Belegfoto

M/W: Ganze Libelle von oben, S1 gut sichtbar. Ev. Seitenansicht parallel zur Kamera.

 

Verbreitung

Brachytron pratense ist die einzige Art ihrer Gattung und kommt fast ausschliesslich in Europa vor. Sie ist in den meisten Ländern Europas nachgewiesen, im Süden gibt es aber teils nur kleine und isolierte Populationen.

In der Schweiz ist sie hauptsächlich im Mittelland verbreitet mit einem Schwerpunkt im Westen und einem zweiten im Osten. Sie kommt meist auf 300-600 m vor und gehört damit zu den typischen Tieflandarten.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Sehr kurze, synchrone Emergenz, vorwiegend im Mai.
Flugzeit: Kurze Flugzeit von Mai bis Anfang Juli, bei schlechter Witterung bloss bis Juni. Typische Frühjahrsart.

Lebensraum

Brachytron pratense ist ursprünglich eine typische Art der Flussauen. Sie bewohnt dort vorwiegend verlandete stehende oder leicht durchströmte grössere Gewässer, aber auch geeignete Stellen von Flüssen und Bächen. Sie nutzt auch verschiedene Sekundärbiotope mit ausgedehnter Röhrichtzone, wie Fischteiche oder breite Kanäle und Gräben. Auch eine gut ausgebildete Submersvegetation und Schwimmblattzone sind wichtige Strukturelemente ihres Fortpflanzungshabitats. Die Gewässer sind oft von Wald umgeben und meist teilweise beschattet.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringt sie abseits des Entwicklungsgewässers in der Landschaft.

Bei der Partnersuche fliegt das Männchen über dem Wasser, entlang der Schilfkante oder auch in dichtem Röhricht zwischen der Vegetation. Die Weibchen verhalten sich heimlich und verstecken sich gerne im Schilf.

Das Weibchen legt die Eier ohne das Männchen ab, oft aber in Gesellschaft weiterer Weibchen. Dazu sitzen sie meist horizontal auf schwimmenden Pflanzenteilen.

Der Schlupf erfolgt tagsüber, meist an aufrechter Vegetation wie Schilf oder Rohrkolben. Die Exuvien findet man meist einzeln und gut versteckt im Röhricht.

Lebensweise Larven

Brachytron pratense überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung vollzieht sich langsam und dauert 2-4 Jahre. Die Larven halten sich meist in wärmeren Schichten nahe der Wasseroberfläche auf und sind an ein Zusammenleben mit Fischen angepasst. Im letzten Winter machen sie einen Entwicklungsstillstand.

 

Gefährdung und Schutz

Europaweit ist die Art nicht gefährdet, in einzelnen Ländern kann sie aber lokal bedroht sein. In der Schweiz gilt sie ebenfalls als nicht gefährdet (LC).

Neu geschaffene Gewässer werden erst besiedelt, wenn sich eine gute Röhricht- und Unterwasservegetation entwickelt hat. Solche Gewässer dürfen auf keinen Fall zu früh mit Fischen besetzt werden. Vor allem soll auf karpfenartige Fische verzichtet werden, da diese das Aufkommen der Vegetation erschweren. Brachytron pratense profitiert vom Erhalt und der Förderung intakten Uferröhrichts. Auch eine gute Lenkung der Erholungsnutzung kommt der Art zu Gute.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Als eine der frühesten Libellen überhaupt grenzt sich Brachytron pratense allein schon durch die Flugzeit von den meisten Edellibellen ab. Im Lebensraum überlappt ihre Flugzeit nur mit Anax spp. und Aeshna isoceles. Diese Arten weisen aber keine Mosaikzeichnung auf. Am ähnlichsten ist Aeshna cyanea, welche ebenfalls eine Mosaikzeichnung und grüne Thoraxseiten aufweist. Diese fliegt aber meist erst später im Sommer. Ähnlich sind zudem alle weiteren Aeshna spp. Auch diese fliegen vorwiegend nach der Flugzeit von Brachytron pratense.

Aeshna cyanea – Blaugrüne Mosaikjungfer
Thoraxseiten mit einer durchgehender schwarzer Linie (nicht zwei). Antehumeralstreifen sehr breit und oval. Thorax kaum behaart.
M: Abdomen länger, schlanker und tailliert. S1-S7 oberseits mit grünen Flecken. Flecken auf Abdomenseite und oberseits von S8-S10 blau.
W: Abdomen braun (nicht schwarz), mit grünen statt gelben Flecken auf der Oberseite.

Weitere Aeshna spp. – Mosaikjungfern
Körper nicht oder nur leicht behaart. Pterostigma breiter und weniger lang.
M: Abdomen tailliert. Flügelhinterrand eckig (nicht abgerundet). Thoraxseiten entweder dunkel mit hellen Seitenbinden oder mit viel blau und dünnen schwarzen Linien.
W: Thoraxseiten dunkel mit hellen Seitenbinden oder einfarbig hell mit dünnen schwarzen Linien.