• Familie: Aeshnidae – Edellibellen
  • Gattung: Anax – Königslibellen
  • Art: Anax parthenope (Selys, 1839)
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  • DE: Kleine Königslibelle
  • FR: Anax napolitain
  • IT: Anax partenopeo, Imperatore minore
  • EN: Lesser Emperor

Wissenswertes

Anax parthenope ist ursprünglich eine südliche Art, welche sich zunehmend in den Norden ausbreitet. Auffällig sind ihre leuchtend grünen Augen, die braune Grundfärbung und der blaue "Sattel" auf S2.

AnaPar10 M SK01
AnaPar11 M CK01
AnaPar12 M CK02
AnaPar20 W CK01
AnaPar21 W CK02
AnaPar50 E FK01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 62-75 mm

Augen grün, deutlich zum gesamthaft eher dunklen Körper kontrastierend. Thorax ist einheitlich braun. Abdomen meist düster bräunlich gefärbt. S2 und teils S3 blau mit gelbem Ring am oberen Rand (sieht aus wie ein nach oben klar abgegrenzter blauer Sattel). Flügel in der Mitte oft leicht bräunlich getönt. Kleines Dreieck an der Stirnbasis. Männchen und Weibchen sehr ähnlich.

Männchen

Abdomenfärbung braun bis braunviolett. Sattelfleck deutlich, blaue Tönung kann manchmal ganzes Abdomen überziehen. Einige Exemplare weisen fast so viel blau auf wie Anax imperator, doch auch das blau ist düster und nie so leuchtend wie bei dieser.

Weibchen

Düsterer gefärbt als Männchen, Sattelfleck weniger ausgeprägt bis nicht vorhanden. Die schwarze Mittellinie zieht sich auch bei blauen Exemplaren bis ins 2. Segment hinein und es entsteht so kein durchgehend blauer Sattel. Die Hinterleibsanhänge sind zugespitzt und haben keinen abgesetzten Endzahn.

Jungtiere

Jungtiere ähnlich farblosen Adulten. Frisch geschlüpfte Exemplare und Exuvien sind bei uns selten.

Belegfoto

Ganze Libelle von oben, Augen und S2 gut sichtbar.

 

Verbreitung

In Europa ursprünglich eine südliche Art, die jedoch eine zunehmende Tendenz zur Ausbreitung Richtung Norden zeigt. So gibt es aus den letzten Jahren bereits Nachweise aus England und Skandinavien.

In der Schweiz ist sie in tieferen Lagen weit aber relativ zerstreut verbreitet. Vermutlich ist sie bei uns erst etwa seit den 1970er Jahren bodenständig. Sie scheint sich gut etabliert zu haben und hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter ausgebreitet.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Zwei Maxima; Ende Mai bis Anfang Juni und Mitte August bis Mitte September.
Flugzeit: Lang; Mai bis August oder noch später.

Lebensraum

Bewohnt hauptsächlich grössere, thermisch begünstigte Stehgewässer mit gut entwickelter Vegetation und zentraler offener Wasserfläche. In wärmeren Jahren nutzt sie ein breiteres Habitatsspektrum und kann auch an kleineren Teichen oder Pioniergewässern gefunden werden. Dort kann sie dann bei guten Temperaturverhältnissen eine zweite Jahresgeneration ausbilden.

Lebensweise Imagines

Die Reifezeit verbringt Anax parthenope abseits der Entwicklungsgewässer und jagt dort bei grossem Beuteangebot auch in kleineren Gruppen. Dabei kann sie Tiere erbeuten, die nur wenig kleiner als sie selber sind.

Während der Paarungszeit unternimmt die Art weiträumige Patrouillenflüge auch ausserhalb der Gewässer. Die Tiere sind eher scheu und werden oft nur für wenige Sekunden oder nur auf grössere Distanz beobachtet. Dies macht ihre Erfassung relativ schwierig.
Die Männchen kommen oft erst mittags ans Wasser und patrouillieren ausdauernd und lange Strecken entlang eher monotoner Uferabschnitte. Selten sitzen sie zwischendurch auch ab. Die Art kommt oft in gleichen Gebieten vor wie Anax imperator und wird häufig von dieser verdrängt.

Die Eiablage erfolgt typischerweise im Tandem, was für eine Edellibelle sehr aussergewöhnlich ist. Die Eier werden meist in horizontaler oder schräger Position in pflanzliche Substrate gestochen. Das Weibchen kann nach der Trennung alleine weiter Eier legen. Der harte Griff der männlichen Hinterleibsanhänge im Tandem hinterlässt beim Weibchen typische Eindellungen hinter dem Auge, was bei anderen Arten selten vorkommt.

Exuvien werden bei uns nur sehr selten gefunden, was allenfalls zum Teil an ihrer Ähnlichkeit mit denen von Anax imperator liegt. Exuvien von Anax spp. sollten darum immer sehr genau betrachtet werden.

Lebensweise Larven

Überwintert in der Regel als Larve. Die Dauer der Entwicklung ist stark von der Wassertemperatur abhängig und beträgt gewöhnlich ein bis zwei Jahre. Bei günstigen Bedingungen kann sie bei uns zwei Generationen pro Jahr machen. Die Larven leben auf dem Gewässergrund, zwischen Pflanzenteilen oder Treibgut. Der Schlupf findet an senkrechten, emersen Pflanzenteilen statt.

 

Gefährdung und Schutz

Anax parthenope ist weder in Europa noch in der Schweiz gefährdet (LC). Als wärmeliebende Art haben sich ihre Bestände in der Schweiz in letzter Zeit positiv entwickelt. Gleichzeitig wird sie europaweit immer weiter im Norden nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass sie von einer Erwärmung des Klimas profitiert, und darum wohl auch in den kommenden Jahren eher noch häufiger werden wird.

Fördern lässt sie sich durch Erhaltung, Pflege und Neuschaffung grösserer Weiher.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Eine Verwechslung ist mit anderen meist braun gefärbten Edellibellen möglich. Am ähnlichsten ist Anax ephippiger, welche ebenfalls einen blauen Sattlfleck auf S2 aufweist. Zudem sind blaue Exemplare von Anax imperator, welche in den selben Lebensräumen viel häufiger ist, sehr ähnlich. Auch kann es zur Verwechslung mit Aeshna isoceles kommen, welche ebenfalls grüne Augen hat.

Anax ephippiger – Schabrackenlibelle
Grundfarbe eher hellbraun bis strohgelb (nicht düster braun). Blauer Sattel auf S2 unten klar abgegrenzt (kein blau auf S3). Unterseite von S2 ist jedoch gelblich, nicht blau. Augen sind auffällig gross und oben braun, unten grünlich-gelb. Obere Hinterleibsanhänge zugespitzt.
M: Mittellinie des Abdomens beginnt erst auf S3. Untere Hinterleibsanhänge dreieckig mit kleinen Zähnchen.
W: Blauer Sattelfleck weniger ausgeprägt bis nicht vorhanden. Obere Hinterleibsanhänge sehr breit.

Anax imperator – Grosse Königslibelle
Augen grünlichblau schillernd. Abdomen stets mit breiter, dunkler Mittellinie. Thorax apfelgrün.
M: Abdomen im Flug leicht nach unten gebogen. Abdomen mehrheitlich leuchtend himmelblau gefärbt.
W: Abdomen mehrheitlich grün gefärbt.

Aeshna isoceles – Keilfleck-Mosaikjungfer
Grundfarbe viel heller orangerot und nicht düster. Thoraxseiten weisen zwei deutliche gelbe Bänder auf. S2 mit gelbem Keil (kein blauer Sattel).