• Familie: Libellulidae – Segellibellen
  • Gattung: Sympetrum – Heidelibellen
  • Art: Sympetrum sanguineum (Müller, 1764)
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  • DE: Blutrote Heidelibelle
  • FR: Sympétrum rouge sang
  • IT: Simpetro sanguineo, Cardinale sanguineo
  • EN: Ruddy Darter

Wissenswertes

Sympetrum sanguineum ist eine der häufigsten Heidelibellen in der Schweiz und weit verbreitet. Wie bei den meisten Heidelibellen sind typisch ausgefärbte Männchen relativ einfach zu bestimmen, während Weibchen und Jungtiere sehr schwierig sind. Junge Männchen färben relativ langsam von weibchenfarbig gelb zu rot um und sind dazwischen oft nur mit viel Übung zu bestimmen. Besonders zu Beginn der Flugsaison im Sommer bringen Sympetrum-Arten so manchen Beobachter zur Verzweiflung.

Symsan10 M DK01
Symsan11 M SK01
Symsan12 M CK02
Symsan13 M SK
Symsan14 J CK01
Symsan20 W CK01
Symsan21 W DK01
Symsan30 P CK01
Symsan40 J CK

 

Merkmale

Gesamtlänge: 34-39 mm

Mittelgrosse und recht kompakte Heidelibelle. Beine schwarz. Kleiner gelber Fleck an Hinterflügelbasis. Hinterleib oberseits mit schwarzen Flecken auf S8 und S9, S3-S7 seitlich mit schwarzem Längsstrich. Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt und geformt.

Männchen

Abdomen blutrot und keulenförmig. Thorax einfarbig rot-braun. Gesicht leuchtend rot. Insgesamt also ziemlich durchgehend und kontrastarm rot gefärbt.

Weibchen

Abdomen gelb mit schwarzer Zeichnung (selten kommen rote Formen vor). Über dem schwarzen Längsstrich an den Abdomenseiten oft noch zusätzliche einzelne Striche auf den Segmenten. Gesicht gelb, Augen oben rötlich, unten gelblich. Legeklappe anliegend.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Weibchen, blasser. In der Umfärbung von gelb zu rot können junge Männchen sämtliche Töne von orange aufweisen.

Belegfoto

M: Sicht auf Beine, Gesicht.
W: Sicht auf Beine und Abdomenseite.

 

Verbreitung

Die Art ist in Mitteleuropa häufig. Das Verbreitungsgebiet ist im Norden durch die Linie Irland-Südskandinavien begrenzt und im Süden durch die Linie Nordwestspanien-Süditalien-Griechenland. Zudem gibt es isolierte Vorkommen in Spanien und Portugal.

In der Schweiz war die Art immer häufig und es gibt Vorkommen in allen Landesteilen in tieferen Lagen, meist auf 300-700 m. Typische Tieflandart, Beobachtungen über 1000 m sind eine Seltenheit.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Mitte Juni bis Mitte August.
Flugzeit: Mitte Juni bis Ende September (einzelne Tiere überleben bis maximal Mitte November).

Lebensraum

Sympetrum sanguineum besiedelt ein breites Spektrum an stehenden und langsam fliessenden Gewässern unterschiedlichster Grössen. Eine gut ausgebildete Verlandungszone stellt das wichtigste Strukturelement ihrer Fortpflanzungsgewässer dar. Meist sind die Gewässer eher nährstoffreich, flach, gut besonnt und zeichnen sich durch eine gut entwickelte Vegetation, insbesondere eine dichte emerse Vegetation mit Röhricht und Grossseggen, sowie im Spätsommer austrocknende Uferbereiche aus. An Hochmoorgewässern kommt sie nicht vor. Da sie auch vegetationsreiche Gewässer mit Gehölzen am Ufer nicht meidet, ist sie vor allem an Garten- und Parkgewässern sowie an Waldweihern oft die häufigste Heidelibelle.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringt die Art auf besonnten und offenen Wiesenflächen bis zu mehreren Kilometern vom Entwicklungsgewässer entfernt. Das Ruhe- und Jagdhabitat hat ähnliche Eigenschaften, liegt aber näher beim Gewässer (bis über 100 m). Manchmal kommt es zu Massenwanderungen. Dabei überqueren die Tiere auch Gebirgszüge oder fliegen über dem offenen Meer. Meist sitzen die Tiere am Rand von offenen Stellen. Weibchen verteidigen manchmal Territorien mit hohem Nahrungsangebot.

Paarungsbereite Männchen sitzen auf erhöhten Sitzwarten am Gewässerrand über bewachsenen Flachwasserzonen oder am Ufer. Bei kühlen Temperaturen sitzen sie auf dem Boden, auf Totholz oder Steinen um sich aufzuwärmen. Bei hohen Temperaturen sind sie auf erhöhter Vegetation und nehmen häufig die Obeliskstellung ein. Die Sitzwarten verteidigen sie gegen Rivalen. Meist schauen sie uferwärts und wechseln ihren Standort häufig. Weibchen erscheinen nur kurz am Gewässer. Die Paarung findet am Gewässerufer oder an Land statt.

Die Eier werden über ausgetrockneten, feuchten Stellen mit dichter Vegetation abgeworfen. Nur selten werden die Eier über dem offenen Wasser abgelegt. Zuerst findet die Eiablage im Tandem unter Führung des Männchens statt, danach auch alleine. Dabei bilden sich manchmal Gruppen von Tandems. Woran Sympetrum sanguineum erkennt, dass ihre trockenen Eiablageplätze im Frühjahr überschwemmt werden, ist unbekannt.

Der Schlupf findet an flachen Ufern unweit der Wasserlinie an meist niedriger Vegetation statt.

Lebensweise Larven

Die Art überwintert im Eistadium und schlüpft erst im März/Mai im folgenden Jahr. Junge Larven halten sich in den Wasserpflanzen auf, ältere auch auf dem Gewässergrund im Bereich von untiefen Stellen. Kurzzeitiges Austrocknen können sie nur versteckt im feuchten Schlamm unter Blättern überdauern. Die Larvalentwicklung kann bereits nach 6-10 Wochen abgeschlossen sein. Die Imagines schlüpfen noch im selben Jahr.

 

Gefährdung und Schutz

In der Schweiz und in Europa ist Sympetrum sanguineum nicht gefährdet (LC), da sich die Art häufig in Sekundärbiotopen halten kann. Trotzdem sind viele Populationen zurückgegangen. Negative Auswirkungen haben das Einrichten von steileren Ufern, Aufheben von Überschwemmungsbereichen und Trockenlegen von Sümpfen.

Zur Förderung sollen trocken gelegte Sümpfe wiedervernässt und Überschwemmungsflächen, welche im Frühling und Sommer überflutet sind, eingerichtet werden. Zudem sollen an bestehenden Gewässern Flachufer eingerichtet und eine Verbuschung verhindert werden. Auch von der Neuerstellung von Flachgewässern in Mulden profitiert die Art.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Sympetrum sanguineum kann mit allen anderen Heidelibellen verwechselt werden, da bei diesen die Männchen ebenfalls rot (ausser Sympetrum danae) und die Weibchen gelb gefärbt sind. Auf Grund der schwarzen Beine ist eine Verwechslung mit Sympetrum depressiusculum naheliegend. Ebenso ist Crocothemis erythraea rot, bzw. gelb gefärbt. Zudem kann es bei den Weibchen zur Verwechslung mit Weibchen von Orthetrum coerulescens und Orthetrum brunneum kommen, welche beide ebenfalls gelb gefärbt sind.

Sympetrum depressiusculum – Sumpf-Heidelibelle
Etwas kleiner und zierlicher. S4-S8 seitlich mit paarweisen schwarzen Keilflecken (nach vorne gerichtet).
M: Abdomen abgeflacht und nach hinten verbreitert. Gesicht blass-gelb. Augen oben rot-braun, unten grün-gelb.
W: Gesicht ebenfalls gelb. Augen zweifarbig (oben rot, unten gelb). Ohne deutlich abstehende Legescheide. Abdomen schlanker, nie mit durchgehendem schwarzem Strich an den Seiten.

Sympetrum striolatum, Sympetrum vulgatum, Sympetrum meridionale – Grosse, Gemeine, Südliche Heidelibelle
Beine schwarz-gelb längs gestreift. Keine oder ganz rudimentäre gelbe Flecken an Flügelbasis.
M: Abdomen heller rot, weniger keulenförmig. Gesicht bräunlich.

Sympetrum fonscolombii, Sympetrum flaveolum – Frühe, Gefleckte Heidelibelle
Beine schwarz-gelb längs gestreift. Gelber Fleck an Hinterflügelbasis deutlich grösser.
M: Abdomen weniger keulenförmig.

Sympetrum danae – Schwarze Heidelibelle
W: Abstehende Legescheide. Thoraxseiten mit breitem schwarzem Band und drei gelben kleinen Flecken. Schwarze Pterostigmen.

Sympetrum pedemontanum – Gebänderte Heidelibelle
Dunkle Flügelbinden.

Crocothemis erythraea – Feuerlibelle
Flügelbasen etwas ausgedehnter gelb. Abdomen abgeflacht und verbreitert. Augenunterrand blau.
M: Körper und Beine komplett leuchtend rot.
W: Weisser Streifen auf Thoraxoberseite zwischen Flügelbasen. Beine komplett gelb-braun.

Orthetrum brunneum, Orthetrum coerulescens – Südlicher, Kleiner Blaupfeil
W: Augen blau-grau, Abdomen mit schwarzem Mittelstrich und kleinen Querbalken/beidseitigen Punkten.