• Familie: Libellulidae – Segellibellen
  • Gattung: Sympetrum – Heidelibellen
  • Art: Sympetrum depressiusculum (Selys, 1841)
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  • DE: Sumpf-Heidelibelle
  • FR: Sympétrum à l’abdomen déprimé
  • IT: Simpetro a corpo depresso, Cardinale padano
  • EN: Spotted Darter, Marshland Darter

Wissenswertes

In Europa wie auch in der Schweiz nicht durchgehend, sondern sehr lokal verbreitet. Dort wo sie vorkommt ist sie aber oft erstaunlich häufig, meist sogar die zahlreichste aller Heidelibellen. Ihren Lebensraum teilt sie oft mit ähnlichen, aber generell häufigeren Arten wie Sympetrum sanguineum, Sympetrum striolatum oder auch Sympetrum vulgatum. Da diese vier dann oft in grösseren Zahlen gemischt auftreten, ist eine genaue Auszählung der einzelnen Arten oft sehr schwierig.

Symdep10 M FK01
Symdep11 M CK01
Symdep12 M DK01
Symdep20 W DK01
Symdep30 P DK01
Symdep31 P DK02
Symdep40 W BK01
Symdep41 J DK01
SymDep60 S CK

 

Merkmale

Gesamtlänge: 29-34 mm

Eine der kleinsten Heidelibellen. S4-S8 seitlich mit paarweisen schwarzen Keilflecken (Spitzen zeigen in Richtung Kopf). Beine schwarz. Augenoberseite rot-braun, Unterseite grün-gelb. Gesicht blass-gelb. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Form und Färbung, in der Reifezeit sind verschiedene Übergangsfärbungen zu beobachten.

Männchen

Abdomen rot, abgeflacht und nach hinten verbreitert. Abdomenseiten bei jüngeren Tieren gelblich bis orange. Thoraxseiten zuerst gelb, später braun, mit schwarzen Nähten.

Weibchen

Abdomen gelb, später orange bis bräunlich, im Querschnitt rund. Thoraxseiten gelb mit schwarzen Nähten.

Jungtiere

Junge Männchen sind wie Weibchen gefärbt, jedoch mit abgeflachtem Hinterleib. Thorax und Abdomen gelb, Pterostigmen teilweise weiss. Flügel golden schimmernd. Obschon auch andere junge Sympetrum spp. schwarze Flecken an den Abdomenseiten zeigen, ist die Keilform dieser Flecken mit Spitze nach vorne auch bei Jungtieren ein verlässliches Merkmal.

Belegfoto

M/W: Sicht auf Abdomen, Augen, (Gesicht). Beine gut sichtbar.

 

Verbreitung

Der Schwerpunkt des europäischen Verbreitungsgebiets liegt in Südosteuropa. In Mitteleuropa gibt es nur lückenhafte Vorkommen, in Nord- und Westeuropa fehlt sie weitgehend. Sie ist praktisch überall nur lokal verbreitet, kann da wo sie vorkommt aber sehr häufig sein.

In der Schweiz war sie vor 1970 hauptsächlich im östlichen Mittelland weit verbreitet. Seither sind viele Populationen in der Westschweiz und im Tessin erloschen. In der Zentral- und Ostschweiz sind auch heute noch einige Populationen vorhanden, ebenso im Churer Rheintal. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Aargauischen Reusstal. Die meisten Populationen liegen unter 600 m. In den letzten Jahren scheint sich die Art wieder leicht auszubreiten.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Mitte Juni bis Ende Juli (einzelne bis Anfang September, teils abhängig vom Wasserregime).
Flugzeit: Ende Juni bis Mitte Oktober (Schwerpunkt: Mitte Juli bis Ende September).

Lebensraum

Ursprünglich kam Sympetrum depressiusculum in temporär überfluteten Sümpfen und Wiesen in Flussauen oder in Verlandungsbereichen von Seen und grossen Weihern in Tieflagen vor. Optimale Gewässer sind untief (≤ 0.5 m), mehrere Aren gross, haben eine gut ausgebildete Emersvegetation und sind im Frühling und Sommer überflutet. Im Herbst und Winter trocknen sie meist aus. Die Art meidet dicht mit Röhricht bewachsene Gewässer.

Lebensweise Imagines

Reifungs-, Jagd- und Ruhehabitat befinden sich in angrenzenden Riedwiesen.

Hier findet auch bereits frühmorgens die Tandembildung statt. Die Partner bleiben danach lange im Tandem und kommen erst am späteren Vormittag ans Fortpflanzungsgewässer, wo die Paarung erfolgt. Einzelne Männchen sind häufig auf erhöhten Sitzwarten am oder in der Nähe des Gewässers zu beobachten. In Gebieten mit hohem Schilf sitzen sie teilweise sehr weit oben. Bei heissem Wetter nehmen sie die Obeliskstellung ein.

Die Eier werden meist im Tandem abgelegt. Das Weibchen wirft die Eier über seichten Stellen ins Wasser ab.

Exuvien sind in der Ufervegetation oder über der Wasserfläche an dünnhalmigen Pflanzen (Seggen, Binsen, Teichbinsen) zu finden.

Lebensweise Larven

Sympetrum depressiusculum überwintert im Eistadium, die Eier überdauern während vielen Monaten auf dem Boden. Die Larven schlüpfen Ende April bis Ende Juni (je nachdem wann sie überflutet werden) und entwickeln sich während 6-8 Wochen. Generell halten sie sich auf dem Boden oder in überfluteter Vegetation auf. Die Imagines schlüpfen noch im selben Sommer.

 

Gefährdung und Schutz

In der Schweiz und europaweit ist die Art als verletzlich (VU) eingestuft. Zudem hat sie mässige nationale Priorität (3). Da die Art auf natürliche Wasserstandschwankungen in ihren Entwicklungsgewässern angewiesen ist, ist sie insbesondere durch Konstanthalten oder Absenken des Grundwasserspiegels und die Entwässerung von Feuchtwiesen gefährdet. Zudem schaden ihr das Zuschütten von temporären Flachgewässern sowie die Eutrophierung der Fortpflanzungsgewässer.

Wichtigste Fördermassnahmen sind die Erhaltung, Optimierung oder Neuanlage von Entwicklungsgewässern. Wassterstandschwankungen sollen wiederhergestellt werden (Einstau, Fluten) und Abflüsse saisongerecht reguliert werden. Es sollen neue Temporärgewässer erstellt und bei eutrophierten Gewässern Pufferzonen eingerichtet werden. Zusätzlich soll das Schilf durch eine regelmässige Mahd eingedämmt werden.

Zum Artenschutzblatt

  • Rote Liste: VU - Gefährdet
  • Nationale Priorität: 3 - Mittlere Priorität
  • NHV: Geschützt

 

Ähnliche Arten

Aufgrund der keilförmigen schwarzen Flecken an den Abdomenseiten können beide Geschlechter von Sympetrum depressiusculum eindeutig bestimmt werden. Besonders Weibchen und Jungtiere sind aber nach wie vor schwierig von anderen Heidelibellen zu unterscheiden. Ebenfalls schwarze Beine hat Sympetrum sanguineum, die in der Schweiz deutlich weiter verbreitet ist und, zusammen mit Sympetrum striolatum und Sympetrum vulgatum, auch im gleichen Habitat häufig sein kann. Nebst anderen meist selteneren Sympetrum-Arten kommt vor allem Crocothemis erythraea als Verwechslungsart in Frage, welche ebenfalls ein abgeflachtes Abdomen aufweist.

Sympetrum sanguineum – Blutrote Heidelibelle
Etwas grösser und kräftiger gebaut. Thoraxseiten mit ausgeprägteren schwarzen Nähten. Flügelbasen mit gelber Tönung.
M: Abdomen dunkelrot und keulenförmig. Gesicht und Augen rot. Pterostigmen grösser und heller.
W: Abdomenseiten meist mit schwarzen Strichen (keine paarweisen schwarzen Keilflecken). Augen ebenfalls oben rot, unten gelb-grün.

Sympetrum striolatum, Sympetrum vulgatum – Grosse, Gemeine Heidelibelle
Deutlich grösser und kräftiger gebaut. Beine schwarz mit gelben Hinterschienen. Jungtiere mit schwarzen Strichen an den Abdomenseiten.

Sympetrum spp. – Heidelibellen
Nie mit deutlichen, paarweisen, schwarzen Keilflecken (Spitzen nach vorn) auf S4-S8. Meist mit deutlichen Artmerkmalen oder in anderen Lebensräumen vorkommend.

Crocothemis erythraea – Feuerlibelle
Deutlich grösser, mit abgeflachtem und deutlich breiterem Abdomen. Ockergelber Fleck an Hinterflügelbasis.
M: Abdomen, Gesicht und Beine komplett rot. Augen oberseits rot, unterseits blau.
W: Weisser Streifen zwischen Flügelbasen. Gesamter Körper mit nur sehr wenig schwarz. Helle Beine.