• Familie: Corduliidae – Falkenlibellen
  • Gattung: Somatochlora – Smaragdlibellen
  • Art: Somatochlors arctica (Zetterstedt, 1840)
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  • DE: Arktische Smaragdlibelle
  • FR: Cordulie arctique
  • IT: Cordulia arctica, Smeralda artica
  • EN: Northern Emerald

Wissenswertes

Somatochlora arctica ist eine mittelgrosse und eher zierliche Smaragdlibelle, welche ausschliesslich in Moor-Gebieten vorkommt. Besonders im Flug ist sie schwer von der sehr ähnlichen Somatochlora alpestris zu unterschieden, mit der sie auch zusammen vorkommt.

SomArc10 M CK04
SomArc11 M CK03
SomArc12 M CK
SomArc20 W CB
SomArc21 W CB
SomArc50 E SK01
SomArc60 S CK
SomArc61 WS CK

 

Merkmale

Gesamtlänge: 45-51 mm

Grundfarbe düster grünlich-schwarz ohne auffälligen Glanz. Nur die Thoraxseiten metallisch grün glänzend. Hinterrand von S2 mit schmalem gelblichem Ring (auf Oberseite unterbrochen). Augen leuchtend smaragd- bis olivgrün. Stirn braun-schwarz mit zwei gelben Seitenflecken. Männchen und Weibchen ähnlich.

Männchen

Abdomen zigarrenförmig mit sehr schlanker Taille, durchgehend schwarz mit schwachem Glanz. Hinterleibsanhänge zangenartig gebogen (erinnern an einen Ohrwurm).

Weibchen

Abdomen zylindrisch und breiter als beim Männchen, ebenfalls fast durchgehend schwarz mit schwachem Glanz. S3 mit zwei deutlichen gelben Flecken an den Seiten. Legescheide überragt S9, anliegend und kaum vorstehend.

Jungtiere

Ähnlich den Adulten. Augen milchig/rötlich.

Belegfoto

M: Ganze Libelle von oben, Hinterleibsanhänge gut sichtbar. / Gesicht von vorne.
W: Ganze Libelle von oben. / Ganze Libelle von der Seite mit gut sichtbarer Legescheide. / Gesicht von vorne.

 

Verbreitung

Wie der Name vermuten lässt, ist Somatochlora arctica eine Art des Nordens mit Verbreitungsschwerpunkten in Fennoskandinavien sowie in den gebirgigen Regionen West- und Mitteleuropas, wo sie auch in tieferen Lagen vorkommt.

In der Schweiz war die Art früher vermutlich weit verbreitet. Heute ist sie in den Alpen und im Jura heimisch, und stösst nur gelegentlich und temporär ins Flachland vor. Die meisten Fundorte liegen zwischen 800 und 2000 m, der höchste Entwicklungsnachweis stammt von 2310 m. Gelegentlich entwickelt sie sich aber auch in tieferen Lagen.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Ende Juni bis Ende Juli (in tieferen Lagen ab Mai, vereinzelt bis Spätsommer).
Flugzeit: Juli und August (in tieferen Lagen ab Ende Mai, vereinzelt bis Oktober).

Lebensraum

Somatochlora arctica ist ausschliesslich in Mooren anzutreffen. Sie fliegt in Hoch- und Übergangsmooren sowie in Hangmooren und vernässten Flachmooren. Typische Entwicklungsgewässer sind sauer, sehr klein und meist wenig tief, oft mit flutendem Torfmoos, Seggen und Fieberklee bewachsen. Das Wasser steht oder fliesst sehr langsam. Die Gewässer können im Sommer oberflächlich austrocknen und im Winter durchfrieren. Die Art kann sich auch in bewachsenen Moorgräben und Torfstichen entwickeln.

Lebensweise Imagines

Die Reifezeit verbringt Somatochlora arctica am Rand von Mooren in lockerem waldigem Gelände, wo auch die adulten Tiere jagen.

Fortpflanzungsbereite Männchen fliegen tief über kleinen und kleinsten Gewässern in Mooren, welche meist in dichter Seggenvegetation versteckt sind. Dabei machen sie auf der Suche nach Weibchen entweder zickzackartige Absuchflüge oder von Rüttelhalten unterbrochene Patrouillenflüge oder gelegentlich Tauchflüge in die Vegetation.

Die Paarung wird in der Luft eingeleitet. Zuerst fliegt das Paarungsrad einige Schleifen über den Eiablageplätzen und landet dann auf einem Zweig, wo es bis zu 2.5 h verbleibt. Die Eiablage erfolgt aus der Luft mit dippenden Bewegungen, meist unter lautem Flügelknistern, versteckt in der Vegetation. Das Weibchen ist dabei alleine und legt die Eier in seichtes Wasser, auf Torfmoospolster oder nackten Torfbrei.

Der Schlupf findet tagsüber statt. Exuvien findet man auf niedrigen Pflanzen oder Moosen nahe dem Wasser.

Lebensweise Larven

Ein Teil der Eier überwintert in Diapause, der andere Teil schlüpft und überwintert als Larve. Die Larven halten sich in Torfmoosen oder Torfschlamm auf, und können dort temporäres Trockenfallen und Durchfrieren der Gewässer überdauern. Die Entwicklung dauert zwei bis drei Jahre, in kühleren Gebieten eventuell vier.

 

Gefährdung und Schutz

Gesamteuropäisch ist Somatochlora arctica nicht gefährdet, da sie in Nordeuropa und den Gebirgen Mitteleuropas weit verbreitet ist. In tiefen Lagen und in den Gebirgen Süd- und Südosteuropas ist sie hingegen seltener geworden und zunehmend gefährdet. In der Schweiz ist sie als gefährdet (VU) eingestuft und auf der Liste der national prioritären Arten.

Wichtigste Gefährdungsursachen sind Beweidung mit Grossvieh, mechanische Schäden durch touristische Nutzung, Zuwachsen von Torfstichen und Gräben, Düngung und Entwässerung in der Umgebung, weiteres Austrocknen von entwässerten Hochmooren sowie Zerstörung der Moosschicht durch zu tiefe Mahd.

Ein konsequenter Schutz von Mooren und deren Umgebung ist für S. arctica essentiell. Wichtigste Massnahme zu ihrer Förderung ist die Regeneration von Hochmooren durch sanftes Anheben des Wasserspiegels. Torfstiche sollen instand gehalten werden. Zudem braucht es einen guten Schutz vor Trittschädigung durch Landwirtschaft und Tourismus. 

Zum Artenschutzblatt

  • Rote Liste: VU - Gefährdet
  • Nationale Priorität: 3 - Mittlere Priorität
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Somatochlora arctica ist im Flug von Somatochlora alpestris kaum zu unterscheiden. Beide sind von ähnlicher Gestalt und haben eine düster grünlich-schwarz Grundfarbe ohne auffälligen Glanz sowie grüne Augen. Zudem sind bei beiden Lebensraum, Flugzeit, Verhalten und Aussehen sehr ähnlich. Auch mit Somatochlora metallica und Somatochlora flavomaculata kann es zu Verwechslungen kommen, da diese Arten teilweise im selben Lebensraum vorkommt und zu ähnlichen Zeiten fliegen. Cordulia aenea fliegt früher im Jahr und nur im Tiefland.

Somatochlora alpestris – Alpen-Smaragdlibelle
Hinterrand von S2 mit schmalem weissem Ring, teils auch an S3. Augen leuchtend smaragd- bis türkisgrün.
M: Hinterleibsanhänge doppeleckig und am Ende zusammenlaufend.
W: Weisser Ring an S2 besonders deutlich. Legescheide rechtwinklig abstehend, kürzer als S9.

Somatochlora flavomaculata – Gefleckte Smaragdlibelle
Grundfarbe metallisch grün mit Bronzeglanz (im Alter sehr dunkel). Thorax und Abdomen mit gelben Seitenflecken (an alten Tieren teils schlecht sichtbar). Thorax mit zwei gelben Seitenflecken. Augen leuchtend smaragdgrün.
M: Obere Hinterleibsanhänge lang und fast parallel.
W: Legescheide kurz (kürzer als S9) aber deutlich abstehend.

Somatochlora metallica – Glänzende Smaragdlibelle
Körper intensiv metallisch grün leuchtend und Abdomenbasis mit gelben Flecken. Stirn grün, im unteren Teil mit gelbem Querband. Pterostigmen gelbbraun bis braun. Flügelbasis oft bernsteinfarben getönt.
M: Obere Hinterleibsanhänge stumpf, an der Basis leicht auseinander gerichtet, 2. Teil leicht geschwungen und nach innen zeigend.
W: Legescheide sehr lang (länger als S9) und auffällig senkrecht abstehend.

Cordulia aenea – Falkenlibelle
Körper dunkelgrün metallisch glänzend, mit rundlichen weissen Flecken auf der Abdomen-Unterseite. Thorax einfarbig grün. Stirn dunkelgrün ohne gelb. Flügelbasen safrangelb getönt.
M: Abdomen keulenförmig (breiteste Stelle im hinteren Drittel).
W: Abdomen etwas dicker und zylindrisch geformt. Legescheide nicht vorstehend.