• Familie: Libellulidae – Segellibellen
  • Gattung: Orthetrum – Blaupfeile
  • Art: Orthetrum brunneum (Fonscolombe, 1837)
  •  

  • DE: Südlicher Blaupfeil
  • FR: Orthétrum brun
  • IT: Orthetrum bruno, Frecciazzurra celeste
  • EN: Southern Skimmer

Wissenswertes

Typische Art von Gewässern mit Pioniercharakter. Bewohnt aber auch kleine Fliessgewässer mit offenen Ufern und kann zusammen mit dem selteneren aber sehr ähnlichen Orthetrum coerulescens (Kleiner Blaupfeil) vorkommen.

Ortbru10 M DK01
Ortbru11 M CK01
Ortbru12 M SK
Ortbru20 W DK01
Ortbru21 W CK01
Ortbru30 P VS01
Ortbru40 J SK

 

Merkmale

Gesamtlänge: 41-49 mm

Mittelgrosser Blaupfeil. Ohne Antehumeralstreifen. Pterostigmen hell und relativ kurz (weniger als 4 mm). Ansonsten unterscheiden sich Männchen und Weibchen stark.

Männchen

Körper inklusive Thorax komplett blau bereift. Augen blau, Gesicht weisslich. Flügelmal rötlich-braun.

Weibchen

Körper komplett bräunlich/gelblich. Hinterleib mit dünner schwarzer Mittellinie und paarweisen Punkten beidseits der Linie (S3-S7). Flügelmal gelb-braun, Augen blau-grau. Unterseite von S8 bauchig erweitert.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Weibchen, heller. Blaupfeile färben eher langsam aus, deshalb gibt es bei den Männchen verschiedene Übergangsformen.

Belegfoto

M: Sicht auf Abdomen und Thorax mit Stirn.
W: Sicht von oben auf Abdomen.

 

Verbreitung

Das Hauptverbreitungsgebiet befindet sich in Südeuropa und erstreckt sich bis ins nördliche Mitteleuropa. In Skandinavien und Grossbritannien fehlt die Art.

In der Schweiz hauptsächlich in tiefen Lagen bis 700 m: Mittelland, vereinzelt im Jura, Alpennordflanke, Tessin, Walliser Rhonetal und Rheintal.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Mitte Mai bis Ende Juli.
Flugzeit: Anfang Juni bis Ende August.

Lebensraum

Orthetrum brunneum bevorzugt stehende, vegetationsarme Pioniergewässer sowie Bäche, Gräben und Kanäle mit kahlen Ufern. Häufig kommt die Art in Sekundärlebensräumen wie Kies- und Lehmgruben vor. Stehende Gewässer sind oft klein, untief, gut besonnt, vegetationsarm und warm. Zudem führen sie ganzjährig Wasser, sind eisfrei und von offenen Böden umgeben. Stark beschattete Gewässer mit üppigem Uferbewuchs sowie grosse Fliessgewässer werden nicht besiedelt.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringen frisch geschlüpfte Tiere an wärmebegünstigten, windstillen Stellen. Dabei wandern sie auch weit umher und besiedeln Pioniergewässer rasch.

Am Entwicklungsgewässer sitzen reife Männchen bevorzugt an kahlen Stellen auf dem Boden und verhalten sich territorial. Weibchen kommen nur zur Fortpflanzung ans Gewässer. Bei der Paarung ergreift das Männchen das Weibchen im Flug, danach setzen sie sich auf den Boden oder in niedrige Vegetation.

Die Eiablage findet über seichten Stellen statt. Das Weibchen taucht dabei das Hinterleibsende ins Wasser und streift die Eier ab. Das Männchen bewacht im Schwirrflug und wehrt Rivalen ab.

Schlupfsubstrat sind emerse Pflanzen oder Uferpflanzen. An den offenen Gewässern sind die Exuvien an kurzen emersen Pflanzenteilen knapp über dem Wasser gut sichtbar.

Lebensweise Larven

Orthetrum brunneum überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung dauert 1 Jahr (teilweise 2 Jahre). Die Larven leben auf dem Gewässergrund oder in submersen Pflanzenteilen und vergraben sich teilweise im Schlamm.

 

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in Europa und in der Schweiz nicht gefährdet (LC). In der Schweiz besiedelt sie hauptsächlich Sekundärlebensräume mit Pioniercharakter. Diese können ohne Pflege schnell verlanden oder verschwinden.

Wichtigste Fördermassnahme ist deshalb die Pflege, der Erhalt und die Neuerstellung von Pioniergewässern in ausreichender Dichte. Insbesondere sind Wiesen- und Flachmoorgewässer gefordert.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Orthetrum brunneum muss besonders sorgfältig von Orthetrum coerulescens abgegrenzt werden. Die Arten kommen gelegentlich auch zusammen vor. Die Männchen können auch mit den Männchen der beiden grösseren Blaupfeile sowie den blauen Libellula spp. verwechselt werden. Die Weibchen müssen dagegen eher von Weibchen der Gattungen Crocothemis und Sympetrum unterschieden werden.

Orthetrum coerulescens – Kleiner Blaupfeil
Ähnlichste Art in der Schweiz, bevorzugt seichte Fliessgewässer. Meist mit Antehumeralstreifen.
M: Abdomen ebenfalls komplett blau bereift. Stirn gelblich-bräunlich, Thorax erst im Alter blau bereift.
W: Ebenfalls braun-gelb. Pterostigma lang und gelblich, Unterseite von S8 ohne bauchige Erweiterung. Schwarze dünne Mittellinie auf Hinterleib meist mit schwarzen kurzen Querbalken am Ende jedes Segments.

Orthetrum cancellatum, Orthetrum albistylum – Grosser, Östlicher Blaupfeil
Flügelmal schwarz.
M: Nur obere Hälfte des Abdomens blau bereift.
W: Schwarze Längslinien auf Abdomenseiten.

Libellula fulva, Libellula depressa – Spitzenfleck, Plattbauch
M: Schwarzes Dreieck an Hinterflügelbasis, Abdomen breiter und flacher, Thorax dunkel.

Crocothemis erythraea – Feuerlibelle
W: Ockergelber Fleck an Hinterflügelbasis. Helle Antehumeralstreifen und heller Strich zwischen Flügelbasen. Abstehende Legescheide.

Sympetrum spp. – Heidelibellen
W: Oft deutlich kleiner und zierlicher. Abdomen ähnlich gefärbt und gemustert, aber meist mit schwarzen Punkten in der Mitte von S8-S9. Augen nie komplett blau-grau.