• Familie: Gomphidae – Flussjungfern
  • Gattung: Gomphus – Keiljungfern
  • Art: Gomphus vulgatissimus (Linnaeus, 1758)
  •  

  • DE: Gemeine Keiljungfer
  • FR: Gomphe vulgaire
  • IT: Gonfo volgare, Gonfo comune
  • EN: Common Clubtail, Club-tailed Dragonfly

Wissenswertes

Gomphus vulgatissimus ist eine mittelgrosse und bei uns häufige Flussjungfer von insgesamt eher dunklem Erscheinungsbild. In der Westpaläarktis ist sie die häufigste und am weitesten verbreitete von total 9 Arten derselben Gattung, welche sehr schwierig zu unterscheiden sind. Nebst Fliessgewässern besiedelt sie bei uns seltener auch flache Ufer von Seen.

GomVul10 M VS01
GomVul11 M CK01
GomVul12 M CK02
GomVul13 M SK
GomVul20 W TR01
GomVul21 W TL01
GomVul40 J CK02
GomVul41 J CK01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 45-50 mm

Abdomen mit viel schwarz, gelbe Mittellinie nur von S1-S7. Hinteres Abdomen (S8-S9) in der Mitte schwarz und keilförmig verbreitert. Thoraxseite mit nur zwei kompletten schwarzen Linien (mittlere nur angedeutet), hinterste gegen das Bein hin gegabelt. Einzige Art der Gattung Gomphus mit komplett schwarzen Beinen. Männchen und Weibchen sehr ähnlich.

Männchen

Grundfarbe erst gelb, im Alter aber stark grünlich bis leicht bläulich verfärbend. Augen blaugrün.

Weibchen

Grundfarbe gelb. Augen grün bis graugrün.

Jungtiere

Junge Männchen sind gelb wie Weibchen.

Belegfoto

Ganze Libelle von oben, hinteres Abdomen (v.a. S8) gut sichtbar. / Thoraxseiten parallel zur Kamera, Beine gut sichtbar.

 

Verbreitung

In Mittel- und Osteuropa ist Gomphus vulgatissimus weit verbreitet und kommt hauptsächlich im Tiefland vor.

In der Schweiz liegt ihr Hauptverbreitungsgebiet im Mittelland entlang der grösseren Flüsse. Lokal kommt sie auch im nördlichen Jura und an der innerschweizer Nordflanke vor. In den Alpen fehlt sie, im Tessin kommt sie nur an der Tresa vor. Die meisten Entwicklungsgewässer liegen unter 600 m, der höchste Entwicklungsnachweis gelang an einem See auf 1036 m. Zudem sind herumstreifende Individuen bis über 1400 m anzutreffen.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Mai bis Juli (Maximum: Mitte Mai bis Ende Juni).
Flugzeit: Mai bis Mitte August (Maximum: Ende Mai bis Anfang Juli).

Lebensraum

Sie bewohnt mittelgrosse bis grosse Flüsse, Kanäle und grössere Bäche der Brachsmen- und Barbenregion, teilweise auch der Äschenregion. Seltener kommt sie an ufernahen Flachwasserzonen von Seen vor. Dabei bevorzugt sie relativ offene Ufer. Besonders während der Reifezeit kann sie aber noch kilometerweit weit weg von ihrem Entwicklungsgewässer in der Landschaft beobachtet werden.

Lebensweise Imagines

Die relativ kurze Reifungszeit verbringen sie oft auf Waldlichtungen weit weg vom Etnwicklungsgewässer.

Paarungsbereite Männchen sitzen in der Vegetation besonnter Ufer und starten von dort zu Patrouilleflügen über dem Wasser. Dabei wechseln sie oft zwischen verschiedenen Warten und Uferabschnitten und bleiben kaum mehr als eine Stunde durchgehend am Wasser.

Die Paarung wird am Wasser eingeleitet und endet meist in Baumkronen. Danach fliegt das Weibchen zurück in die Ufervegetation und presst einen Eiballen aus. Diesen streift es dann paketweise in der Gewässermitte aus dem Flug direkt ins Wasser ab und wiederholt danach diese Prozedur mehrmals.

Der Schlupf findet meist morgens und unweit vom Wasser statt, bevorzugt an flachen steinigen Ufern, aber auch an vertikalen Wänden. Während dem Schlupf sind die Tiere sehr anfällig auf Wellenschlag und fallen zudem oft Prädatoren wie Bachstelzen zum Opfer.

Lebensweise Larven

Gomphus vulgatissimus überwintert im Larvenstadium. Die Larven halten sich meist eingegraben in sandigem Grund mit hohem Detritusanteil auf. Zur Nahrungssuche graben sie sich durchs Substrat und lauern auf Beute oder laufen nachts aktiv auf dem Grund. Die Entwicklung dauert zwei bis drei (maximal vier) Jahre und ist stark temperaturabhängig.

 

Gefährdung und Schutz

Europaweit ist Gomphus vulgatissimus nicht gefährdet. Lokal ist sie in vielen Ländern jedoch anders eingestuft, in der Schweiz ist sie nicht gefährdet (LC).

Die wichtigsten Gefährdungsursachen sind Uferverbauungen, übermässigen Freizeitbetrieb, insbesondere Bootsbetrieb. Fördern lässt sie sich durch strukturelle Verbesserungen der Fliessgewässer (Renaturierung von Flussufern und Revitalisierung ehemaliger Auen), Anpassung von Unterhaltsarbeiten und Einschränkung des Freizeitbetriebs.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: Geschützt

 

Ähnliche Arten

Flussjungfern (Gomphidae) sind im Feld generell schwierig zu bestimmen, da sie selten lange aus der Nähe beobachtet werden können. Zur Artbestimmung ist ein möglichst gutes Foto von Vorteil. Am ähnlichsten sind Gomphus pulchellus, Stylurus flavipes und Gomphus simillimus.

Gomphus pulchellus, Stylurus flavipes, Gomphus simillimus – Westliche, Asiatische, Gelbe Keiljungfer
Abdominalsegmente S8-S10 oberseits mit gelben Flecken in der Mitte. Beine stets mit Gelb.

Onychogomphus forcipatus – Kleine Zangenlibelle
Beine gelb-schwarz, nie komplett schwarz.
M: Grosse, zangenförmige Hinterleibsanhänge (unverwechselbar).
W: Abdomenoberseite mit gelben, oben breiten dreieckigen Flecken (keine durchgehende Linie).

Ophiogomphus cecilia – Grüne Flussjungfer
Oberkörper vom Kopf über den Thorax bis S2 vollständig grün.