• Familie: Coenagrionidae – Schlanklibellen
  • Gattung: Coenagrion – Azurjungfern
  • Art: Coenagrion scitulum (Rambur, 1842)
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  • DE: Gabel-Azurjungfer
  • FR: Agrion mignon
  • IT: Azzurrina delicata
  • EN: Dainty Bluet, Dainty Damselfly

Wissenswertes

Coenagrion scitulum ist in der Schweiz erst seit Beginn dieses Jahrtausends nachgewiesen und breitet sich seither ziemlich rasant aus. Sie taucht vorwiegend an warmen Gewässern  in frühen Sukzessionsstadien wie etwa Kiesgrubengewässer auf. Neubeobachtungen sind in geeigneten Lebensräumen in der ganzen Schweiz möglich und sollen unbedingt fotografisch dokumentiert und gemeldet werden.

Coesci10 M DK01
Coesci11 M CK01
Coesci20 W CK01
Coesci30 P DK01
Coesci31 P DK02
Coesci40 J CB
Coesci50 E CK01
Coesci51 E DK01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 30-33 mm (verglichen mit Coenagrion puella klein)

Eher kleine Azurjungfer, mit gattungstypischem Interpleuralstreifen auf den Brustseiten und durchgehenden schmalen Antehumeralstreifen auf der Brustoberseite. Flügelmale hell und lang. Männchen und Weibchen unterscheiden sich stark.

Männchen

Abdomen blau-schwarz: S3-S5 halb schwarz, halb blau, S6-S7 komplett schwarz; erscheint dadurch vorne wie Coenagrion (schwarz-blau geringelt) hinten wie Ischnura (schwarz mit blauem Schlusslicht). S2 mit Stimmgabel-Zeichnung (oder: Katzenkopf mit langen Ohren). Ohne schwarze Striche an den Seiten der Segmente.

Weibchen

Grundfarbe variabel, grünlich-braun bis leuchtend blau (erscheint meist mehrfarbig) mit viel schwarz (Hinterleib-Oberseite fast durchgehend schwarz mit hellen Segmentbasen), und schwarzer Torpedo-Zeichnung auf S3-S5 (oder Speerspitzen). Augen unten gelb. Pronotum-Hinterrand mit schmalem Lappen in der Mitte.

Jungtiere

Selbe Merkmale wie Adulte, Farben blass, Augen oberseits rötlich.

Belegfoto

M: Sicht auf Abdomen-Oberseite (inkl. Zeichnung auf S2)
W: Sicht auf Abdomen-Oberseite (Pronotum muss für die Artbestimmung deutlich sichtbar sein)

 

Verbreitung

Im südlichen und westlichen Europa ist Coenagrion scitulum eher lückenhaft verbreitet, nur in West- und Zentralfrankreich sowie in Nordspanien ist sie durchgehend verbreitet und häufiger.

Die ersten Funde von Coenagrion scitulum in der Schweiz stammen aus den Jahren 2001 und 2002 vom St. Galler Rheintal und der Ajoie. Seither wurde die Art in verschiedenen Gebieten nördlich der Alpen nachgewiesen, hauptsächlich in tiefen Lagen aber auch im Jura (bis 990 m). Jedes Jahr kommen neue Fundorte hinzu.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Anfang Mai bis Mitte Juli (Maximum im Juni)
Flugzeit: Anfang Juni bis Mitte August (Hauptflugzeit: Juni, Juli)

Lebensraum

Generell besiedelt Coenagrion scitulum gut besonnte, wenig tiefe Gewässer mit gut ausgebildeter Tauchblattvegetation. In der Schweiz kommt sie oft an neu angelegten Flachgewässern in frühen Sukzessionsstadien in wärmebegünstigten, windgeschützten Lagen vor.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringt die Art meist in Gewässernähe. Hier befindet sich auch ihr Jagd- und Ruhehabitat.

Männchen fliegen meist in der heissesten Zeit des Tages und oft niedrig über der offenen Wasserfläche (ähnlich wie Enallagma cyathigerum; Coenagrion scitulum ist aber kleiner und viel dunkler). Die Paarung findet in emerser Vegetation statt.

Für die Eiablage bleibt das Paar meist im Tandem, wobei das Weibchen mit abgetauchtem Hinterleib die Eier in untergetauchte Halme oder Stängel legt.

Schlupfsubstrat sind senkrechte Halme emerser Vegetation und Uferpflanzen.

Lebensweise Larven

Coenagrion scitulum überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung dauert vermutlich 1 Jahr. Die Larven halten sich dabei meist im Gewirr von Wasserpflanzen in Ufernähe auf.

 

Gefährdung und Schutz

Coenagrion scitulum ist in der Schweiz nicht gefährdet (LC). Gesamteuropäisch ist sie ebenfalls nicht gefährdet, die Populationen sind stabil.

Zurzeit sind keine gezielten Fördermassnahmen nötig. Da sie in der Schweiz offenbar warme Pionierstandorte bevorzugt, kann sie von der Neuschaffung gut besonnter Flachgewässer profitieren. Im Zuge der momentanen Ausbreitung der Art ist an solchen Gewässern überall in der Schweiz mit Neubesiedlung zu rechnen.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Das Männchen ist auf Grund der sehr ähnlichen Zeichnung auf S2 am ehesten mit Coenagrion pulchellum zu verwechseln, es muss aber von allen anderen blau-schwarzen Kleinlibellen ebenso sorgfältig abgegrenzt werden. Bei den Weibchen besteht auf Grund der Torpedo-Zeichnung auf der Abodmenoberseite eine Verwechslungsgefahr mit Enallagma cyathigerum oder allenfalls Erythromma lindenii.

Coenagrion pulchellum – Fledermaus-Azurjungfer
Bevorzugt reife und eher schattige Gewässer und erscheint deutlich früher im Jahr. Antehumeralstreifen oft unterbrochen, Pterostigmen kürzer und dunkler.
M: Ebenfalls mit grossem Schwarzanteil der Segmente und ähnlicher Zeichnung auf S2. S6 nicht vollständig schwarz, zudem mit schwarzen Längsstrichen an den Abdomenseiten (wie Coenagrion puella).
W: Abdomen meist mit mehr schwarz und ohne Torpedo-Zeichnung.

Coenagrion spp. – Azurjungfern
M: Keine andere Azurjungfer hat S3-S5 halb schwarz, halb blau und S6-S7 komplett schwarz. Zudem ist das Zeichen auf S2 und das Pterostigma diagnostisch.
W: Stets ohne typische Torpedo-Zeichnung.

Enallagma cyathigerum – Becher-Azurjungfer
Brustseiten ohne schwarzen Interpleuralstreifen. Pterostigmen kurz und dunkel.
M: S6-S7 nicht komplett schwarz, S2 mit Weinglas-Zeichnung. Antehumeralstreifen breiter.
W: Ebenfalls mit Torpedo-Zeichnung auf Abdomenoberseite, meist noch deutlicher (bei Coenagrion scitulum eher Speerspitzen). S8 mit deutlichem Dornfortsatz an Unterseite.

Erythromma lindenii – Pokaljungfer
Eher an Fliessgewässern oder Flachteichen in Auengebieten zu finden. Postokularflecken zu Schlitzen reduziert.
M: S2 mit schwarzer Pokal-Zeichnung, S3-S6 mit Spiess-Zeichnung, Augen leuchtend blau.
W: Erscheint ebenfalls oft mehrfarbig, typischerweise dreifarbig (vorne gelblich, Mitte blau, hinten hellbraun). Zeichnung auf Segmenten nur entfernt an Torpedos erinnernd.

Platycnemis pennipes – Blaue Federlibelle
M: Hellblaue Grundfärbung, Schienen breit und gefiedert.