• Familie: Coenagrionidae – Schlanklibellen
  • Gattung: Ceriagrion – Rubinjungfern
  • Art: Ceriagrion tenellum (de Villers, 1789)
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  • DE: Scharlachlibelle, Späte Adonislibelle, Zarte Rubinjungfer
  • FR: Cériagrion délicat, Agrion délicat
  • IT: Agrion delicato, Scintilla zamperosse
  • EN: Small Red Damsel, Small Red Damselfly

Wissenswertes

Ceriagrion tenellum ist in der Schweiz sehr selten. Dabei ist anzunehmen, dass sie zwischen der ähnlichen und viel häufigeren Pyrrhosoma nymphula (Frühe Adonislibelle) oft übersehen wird. Ceriagrion tenellum ist die einzige Kleinlibelle mit rot gefärbten Beinen, weshalb rote Kleinlibellen stets auf dieses Merkmal überprüft werden sollten. Als südliche Art kann sie sich im Zuge einer Klimaerwärmung vermutlich weiter ausbreiten.

Certen10 M AB01
Certen11 M VS01
Certen20 W SK01
Certen21 W TR01
Certen30 P DK01
Certen31 P BK01
Certen40 J SK01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 25-35 mm

Beine rötlich, Abdomen unterschiedlich rot und schwarz gefärbt. Flügelmale hell/rötlich. Keine Postokularflecken. Männchen und Weibchen unterscheiden sich einzig in der Ausdehnung der Schwarzfärbung.

Männchen

Abdomen komplett intensiv rot, keine Antehumeralstreifen.

Weibchen

Abdomen unterschiedlich rot und schwarz gefärbt (Form typica: S4-S8 schwarz; Form erythrogastrum: Abdomen komplett rot; Form melanogastrum: Abdomen-Oberseite komplett schwarz; Form intermedium: Färbung zwischen Form typica und erythrogastrum).

Jungtiere

Gleiche Musterung wie Adulte, Farben blass. Die rötlichen Beine sind auch bei Jungtieren ein verlässliches Merkmal, die Flügelmale dagegen können noch weiss sein.

Belegfoto

M: Sicht auf Abdomen / Sicht auf Beine.
W: Sicht von oben auf Thorax / Sicht auf Beine.

 

Verbreitung

Ceriagrion tenellum hat ihr europäisches Verbreitungszentrum in Südwesteuropa (Spanien, Frankreich, Italien). Zudem gibt es Populationen in Norddeutschland, Belgien, den Niederlanden und Südengland.

Ceriagrion tenellum war in der Schweiz nie häufig und kommt vor allem im westlichen und östlichen Mittelland vor. Weitere Vorkommen gibt es in der Zentralschweiz, im Südtessin und auch wieder im Jura.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Ende Mai bis Anfang August (Maximum: Mitte Juni bis Ende Juli)
Flugzeit: Anfang Juni bis Ende August (Höhepunkt: Juli)

Lebensraum

In der Schweiz kommt Ceriagrion tenellum in zwei Lebensraumtypen vor. Einerseits besiedelt sie Quellwasseraufstösse in Kalkflachmooren mit Kopfbinsen und Binsen, andererseits Verlandungszonen von Stillgewässern mit Schneidebinse. Im Tessin kommt sie auch an Gräben in Feuchtwiesen und künstlichen Tümpeln vor. Alle Entwicklungsgewässer sind im Winter mindestens teilweise eisfrei, führen ganzjährig Wasser, sind klein, seicht, nährstoffarm, gut besonnt und haben einen schlammigen Grund.

Lebensweise Imagines

Die meisten Tiere verbringen die Reifungszeit in der Nähe des Entwicklungsgewässers in der Moorvegetation. Die Art ist ein schwacher Flieger. Die meisten Individuen entfernen sich nicht weit von ihrem Schlupfort. Dennoch wurden Neubesiedlungen in einigen Kilometern Distanz von bestehenden Populationen beobachtet.

Ceriagrion tenellum ist witterungsabhängig. Imagines überleben längere Schlechtwetterperioden kaum. Die Paarung findet meist nahe am Wasser statt. Dabei sieht man die Paarungsräder häufig in der Vegetation sitzen, teils auch weiter vom Gewässer entfernt.

Das Weibchen legt die Eier im Tandem oder alleine, über oder unter Wasser, in schwimmende und untergetauchte Pflanzenteile.

Der Schlupf findet nur bei Temperaturen über 20 °C an aufrechten Pflanzenteilen, max. 10 cm über der Wasserfläche statt. Exuvien sind sehr schwierig zu finden.

Lebensweise Larven

Ceriagrion tenellum überwintert im Larvenstadium. Die Entwicklung dauert insgesamt 1-2 Jahre. Larven halten sich meist im Schlamm oder zwischen Pflanzenteilen auf. Vollständiges Austrocknen und Durchfrieren des Entwicklungsgewässers ertragen sie nicht.

 

Gefährdung und Schutz

In der Schweiz, am Rande ihres Verbreitungsgebiets, ist Ceriagrion tenellum stark gefährdet (EN). Die Art hat eine hohe nationale Priorität (2) und ist geschützt. Hauptgefährdungsursachen sind das Zuwachsen der Entwicklungsgewässer, Verbuschung und Verschilfung, Austrocknen der Eiablagebereiche sowie die Isolation der verbleibenden Populationen. Europaweit ist die Art nicht gefährdet.

Schutzmassnahmen: Besonnte Schlenken durch Mahd offenhalten. Bei starker Verschilfung zusätzlichen Schnitt durchführen. Dichte der Sträucher gering halten, Hecken zurückschneiden. Wasserhaushalt durch Stauwehre regulieren und damit überflutete Wasserflächen vergrössern.

Zum Artenschutzblatt

  • Rote Liste: EN - Stark gefährdet
  • Nationale Priorität: 2 - Hohe Priorität
  • NHV: Geschützt

 

Ähnliche Arten

In der Schweiz kommen nur zwei rot gefärbte Kleinlibellen-Arten vor. Deshalb können adulte Tiere einzig mit der viel häufigeren Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula) verwechselt werden. Besondere Vorsicht ist aber bei Jungtieren geboten, da eine Verwechslung mit den typischerweise orange gefärbten weiblichen Jungtieren von Ischnura pumilio möglich ist.

Pyrrhosoma nymphula – Frühe Adonislibelle
Beide Geschlechter von Pyrrhosoma nymphula haben schwarze Beine, schwarze Pterostigmen und breite, rote Antehumeralstreifen. Zudem fliegt diese Art viel früher im Jahr (Ende April bis Mitte Juni).

Ischnura pumilio – Kleine Pechlibelle
W: Jungtiere mit oranger Grundfarbe (nicht rot), mit schwarzer Zeichnung. Beine hell orange. Oberseite des Thorax ebenfalls orange, mit breiter dunkler Mittellinie (nicht ganz schwarz).