• Familie: Aeshnidae – Edellibellen
  • Gattung: Anax – Königslibellen
  • Art: Anax imperator (Leach, 1815)
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  • DE: Grosse Königslibelle, Teufelsnadel (volkstümlich)
  • FR: Anax empereur
  • IT: Anax imperatore, Imperatore comune
  • EN: Emperor Dragonfly, Blue Emperor

Wissenswertes

Anax imperator ist eine der grössten Libellen Europas und fällt zudem durch die leuchtende Färbung und die kräftige Flugweise auf. In der Schweiz ist sie insbesondere in Tieflagen überall häufig und kann an unterschiedlichen Gewässertypen beobachtet werden.

AnaImp10 M CK01
AnaImp11 M DK01
AnaImp20 W CK
AnaImp21 W CK02
AnaImp30 P BK01
AnaImp40 J DK01
AnaImp41 J BK01
AnaImp50 E CK01
AnaImp51 E CK02

 

Merkmale

Gesamtlänge: 66-84 mm

Augen grünlichblau schillernd, Thorax und S1 apfelgrün ohne schwarze Zeichnung. Abdomen mit breiter dunkler Mittellinie. Mitte der Stirnbasis mit dunklem fünfeckigem Fleck. Männchen und Weibchen sind meist unterschiedlich gefärbt.

Männchen

S2-S10 seitlich der schwarzen Mittellinie praktisch durchgehend himmelblau (bei tiefen Temperaturen schmutzig graugrün), im Flug oft leicht nach unten gebogen. Vor den Flügelansätzen mit zwei blauen Dreiecken auf dem oberen Thorax.

Weibchen

S2-S10 seitlich der braunen Mittellinie praktisch durchgehend grün. Bei starkem Sonnenlicht und mit zunehmendem Alter können sich auch Weibchen himmelblau verfärben. Abgesehen von der braunen statt schwarzen Mittellinie und den Hinterleibsanhängen sehen sie dann aus wie Männchen.

Jungtiere

Abdomengrundfarbe bei frisch geschlüpften Exemplaren gelblichbraun oder blassviolett. Mittellinie bereits sichtbar, Thorax stets grün. Augen hell gelblich.

Belegfoto

Ganze Libelle von oben. / Seitenansicht parallel zur Kamera.

 

Verbreitung

Anax imperator ist in ganz Europa weit verbreitet und häufig. Nur in Skandinavien und Grossbritannien ist sie auf die südlichen Gebiete beschränkt.

Auch in der Schweiz gehört sie zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Arten überhaupt. Sie bewohnt vorwiegend das Tiefland, entwickelt sich aber gelegentlich auch noch über 1000 m und wird umherstreifend bis 2200 m festgestellt.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Ende April bis September, Maximum: Mitte Mai bis Anfang August (je nach Höhenlage und Klima).
Flugzeit: Anfang Mai bis September, vereinzelt bis Oktober. Höhepunkt im Juli.

Lebensraum

Besiedelt ein breites Spektrum von vorwiegend stehenden aber auch langsam fliessenden Gewässern mit mittlerer bis hoher Wassertemperatur. Als typischer Opportunist kann sie sich in Stehgewässern aller Grössen und Sukzessionsstadien erfolgreich entwickeln. Bevorzugt werden generell gut besonnte Stehgewässer mit grösseren offenen Wasserflächen in frühen Sukzessionsstadien. In solchen Gewässern kann es zu Massenentwicklungen kommen, bei denen andere Edellibellen verdrängt werden.

Lebensweise Imagines

Die Reifezeit verbringen die Tiere abseits der Entwicklungsgewässer und jagen gerne über offenen Feldern und Wiesen.

Reife Männchen patrouillieren ausdauernd in gleichmässigem Flug über dem Wasser. Rivalen werden angegriffen und vertrieben. Auch werden an Gewässern häufig Kopulationsversuche beobachtet. Die eigentliche Paarung dagegen findet oft abseits des Wassers statt.

Zur Eiablage kehrt das Weibchen alleine ans Wasser zurück und versucht dort ungesehen Eier abzulegen. Dabei verstecken sie sich aber selten gut, verraten sich zudem oft durch Flügelgeräusche und sind vom Beobachter einfach zu entdecken. Die Eier werden in schwimmendes oder stehendes, totes oder lebendes Pflanzenmaterial eingestochen. Das Weibchen taucht den Hinterleib dazu oft ins Wasser.

Die Imagines schlüpfen in der Nacht und fliegen noch vor Sonnenaufgang weg. Trotz ihrer Häufigkeit werden sie darum kaum je aktiv beim Schlupf beobachtet. Die Exuvien findet man aber sehr häufig, auch an kleineren Gewässern, einzeln oder in kleineren Ansammlungen, meist an Schilf, Rohrkolben, Binsen oder Seggen. Sie sind gross und auffällig und von weitem sichtbar.

Lebensweise Larven

Anax imperator überwintert im Larvenstadium. Als junge Larven halten sie sich nahe an der Wasseroberfläche unter Schwimmblättern oder toten Pflanzenteilen auf. Danach befinden sie sich tiefer unten auf dem Boden oder an senkrechten Pflanzenteilen. Bei Sauerstoffmangel atmen sie mit der aus dem Wasser gestreckten Analpyramide. Die Larven sind aggressiv und gefrässig und gehören zu den Top-Prädatoren in kleinen Gewässern. Die Entwicklung dauert 1-2 Jahre.

 

Gefährdung und Schutz

Anax imperator ist weder in Europa noch in der Schweiz gefährdet (LC).

Als eine von wenigen Arten kann sie auch mit einfachsten Massnahmen wie Neuanlage von Kleingewässern in ländlichen und urbanen Räumen, beispielsweise in Gärten, gefördert werden.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Die beiden weiteren in der Schweiz vorkommenden Königslibellen Anax parthenope und Anax ephippiger können im selben Lebensraum wie A. imperator angetroffen werden. Anax parthenope ist dort jedoch meist weniger zahlreich als A. imperator und verhält sich eher scheu. Anax ephippiger gehört zu den seltenen Invasionsarten, welche nur sporadisch auftauchen. Zudem kann die Art mit den meisten anderen Arten der Familie Aeshnidae verwechselt werden, da sie ebenfalls relativ gross und teilweise ähnlich gefärbt sind.

Anax parthenope – Kleine Königslibelle
Augen grün. Thorax einheitlich braun, Abdomen düster. S2 und teils S3 blau gefärbt mit gelbem Ring am oberen Rand. Kleines Dreieck (nicht Fünfeck) an Stirnbasis.

Anax ephippiger – Schabrackenlibelle
Grundfarbe hellbraun bis strohgelb mit klar abgegrenztem blauem Sattel auf S2. Abdomen mit dunkler Mittellinie, die sich auf S8-S10 ausweitet und dort wie bei einer Aeshna nur noch zwei gelbe Flecken offen lässt. Thorax braun und unten oft gelblich. Augen auffällig gross und oben braun, unten grünlich-gelb.

Aeshna spp. Mosaikjungfern und Brachytron pratense Früher Schilfjäger
Thoraxseiten mit schwarzen Linien, nie durchgehend grün. Abdomen immer mit Mosaikzeichnung, niemals mit durchgehender breiter dunkler Mittellinie. Halten das Abdomen im Flug meist gerade.